Full text: Geschichte der saarländischen Steinkohlengrube Sulzbach-Altenwald

einer Schankwirtschaft durch einen Bergmann erwachsenden Nachteile für die bergmän¬ 
nische Bevölkerung oder den Grubenbetrieb derart erheblich sind, daß der betreffende 
Bergmann zur Aufgabe des Wirtschaftsbetriebes aufzufordern und im Weigerungsfälle 
aus der Grubenarbeit zu entlassen ist“. Der auf solche Weise Entlassene dürfe aber nicht 
seiner Mitgliedschaft in der Knappschaft und der damit wohl erworbenen Rechte verlu¬ 
stig gehen, also nicht, wie die Bergwerksdirektion beabsichtigte, in der Knappschaftsrolle 
gelöscht werden. 
Der Bergwerksdirektion blieb daraufhin nichts weiter übrig, als ihre Verordnung aufzu¬ 
heben, was am 22. Februar 1870 auch geschah. Der Vorfall ist deshalb etwas ausführli¬ 
cher gewürdigt worden, weil er zum einen die rauhen Sitten charakterisiert, die damals 
unter den Bergleuten nicht selten anzutreffen waren, zum anderen aber auch ein bezeich¬ 
nendes Licht wirft auf die korrekte Arbeitsweise der viel gescholtenen preußischen Büro¬ 
kratie, welcher der Untertan angeblich rechtlos ausgeliefert war. 
a) die Schlafhäuser 
Die Schlafhäuser waren, wie schon gesagt, eine zwar notwendige, doch nicht eben ideale, 
und bei den Betroffenen wenig beliebte Einrichtung, nicht nur wegen der strengen Diszi¬ 
plin, welcher die Bergleute dort unterworfen waren, sondern auch weil die Häuser selbst 
nach damaligem Standard in hygienischer Hinsicht zu wünschen übrig ließen, so daß der 
Sulzbacher Knappschaftsarzt Dr. Langgut sich veranlaßt sah, die Bergwerksdirektion auf 
diese nach seiner Ansicht untragbaren Verhältnisse aufmerksam zu machen.63 
Das Sulzbacher Schlafhaus genüge „in keiner Weise den Anforderungen, welche man 
stellen muß, wenn man die darin lebenden Bergleute gesund erhalten“, oder wenn sie sich 
darin gar wohlfühlen sollen. Die Zimmer seien, insbesondere im oberen Stockwerk mit 
7 Fuß (= 2,10 m), aber auch im unteren mit 9 Fuß viel zu niedrig und „zu stark belegt, 
so daß selbst im Sommer, wo eine ergiebige Ventilation durch das Öffnen der Fenster 
statthaben kann, immer noch eine zu einem gesunden Blutleben unzureichende Menge 
atembarer Luft im Zimmer vorhanden ist“. Die Räume müßten nach seiner Ansicht we- 
nigestens 10—11 Fuß hoch sein . 
Die Lüftung erfolge nur durch das Öffnen der Fenster, so daß bei schlechtem Wetter und 
im Winter „so gut wie keine Lüftung stattfindet“. Dies sei umso nachteiliger, als die Berg¬ 
leute auf ihren Zimmern äßen und sich ihre Nahrung zubereiteten, worunter naturgemäß 
die Reinlichkeit leide, und ihre „mit Grubendämpfen imprägnierten Kleider“ darin auf¬ 
hängen. Bedenke man ferner, „welche Dünste“ bei der üblichen Nahrungsweise - Brot 
mit Zwiebeln und geschmorte Kartoffeln- „von 16 Mann auf einem relativ kleinen 
Zimmer aus den natürlichen Öffnungen entströmen“, dann sei unschwer einzusehen, daß 
hier „ein gesunder Schlaf und Aufenthalt unmöglich ist“. 
Die Hauptküche sei „finster und klein“, deshalb habe man eine zweite eingerichtet, die 
sich aber gegenüber dem Abtritt befinde, so daß von dort „die Abtrittsdünste unmittelbar 
63 Bericht vom 7. Oktober 1865: LAS, Best. 564, Nr. 1207, p. 85 ff. 
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