Full text: Geschichte der saarländischen Steinkohlengrube Sulzbach-Altenwald

der Gewinnungsarbeiten ging. Doch in welchem Umfang dies die Förderleistung beein¬ 
trächtigt haben mag, läßt sich nicht angeben. 
Erst nach dem großen Streik von 1923 erreichte die Förderung ein beachtliches, wenn¬ 
gleich immer noch unter dem Vorkriegsstand liegendes Niveau. Doch schon 1927/28 
machte sich eine Abschwächung der Konjunktur bemerkbar, die dann in die große Krise 
einmündete, wie die Tabelle Seite 115 zeigt. 
Der drastische Rückgang der Förderungum 16,5 % im Jahre 1923 war auf einen 100-tä- 
gigen Streik zurückzuführen, mit welchem die Bergleute in erster Linie höhere Löhne 
durchsetzen wollten,6 die in den drei Jahren zuvor, wahrscheinlich als Folge sinkender 
Kohlenpreise, deutlich abgesunken waren. Der langdauernde Ausstand brachte den ge¬ 
wünschten Erfolg, denn die Löhne lagen, wie die unten wiedergegebene Tabelle zeigt, im 
Jahre 1924 beinahe um 20 % über dem Niveau von 1923. 
Die Minderförderung des Jahres 1925 war wiederum das Ergebnis eines 14-tägigen 
Streiks,7 während die rückläufigen Förderziffern ab 1928 die Folge einer zunächst allmäh¬ 
lich nachlassenden Konjunktur waren, ab 1930 dann verursacht durch die einsetzende 
Wirtschaftskrise und die damit einhergehende drastische Reduktion der Belegschaft. Die 
entsprechenden Daten sind für Sulzbach-Altenwald zwar nicht überliefert, doch im Saar¬ 
revier insgesamt ging die Zahl der in den Gruben Beschäftigten von ihrem Höchststand 
im Jahre 1924 mit 78 065 Mann auf 43 621 Mann im Januar 1933 zurück,8 ein Rückgang 
um 44 %, den man für Sulzbach-Altenwald in der gleichen Größenordnung wird an¬ 
nehmen dürfen, so daß man für das Jahr 1932 auf eine Belegschaft von rund 2 600 Mann 
käme. Dementsprechend lag die Förderung auf Mellin 1932 um 31 % unter derjenigen 
des Jahres 1924, auf Altenwald sogar um 55 %. 
Im Falle der Grube Altenwald war dieser drastische Abfall der Förderung wohl nicht nur 
ein Ausdruck der Krise, sondern auch ein Indiz für die schon seit Mitte der 20er Jahre be¬ 
stehende Absicht, die Grube stdlzulegen. In einem Bericht der Saarbrücker Zeitung vom 
26. März 19259 heißt es: „Auf Grube Altenwald ist man auch dazu übergegangen, ge¬ 
ringere Kohlenflöze wegen angeblicher Unrentabilität nicht mehr abzubauen und diese zu 
Bruch gehen zu lassen. Über kurz oder lang dürfte diese Grube das gleiche Schicksal wie 
die Grube Friedrichsthal treffen“. 
Leider sind zu dieser Frage keine amtlichen Äußerungen überliefert, doch dürfte die Un¬ 
rentabilität nicht bloß „angeblich“ gewesen sei, denn andernfalls hätte die deutsche Ver¬ 
waltung nach 1935 die Grube Altenwald sicher wieder eröffnet; doch sie blieb stattdessen 
geschlossen, ein Hinweis dafür, daß sie wohl nicht ein Opfer der Krise gewesen ist. 
Aus der Tatsache, daß die französische Administration die Saargruben für die eigene 
Wirtschaft nutzbar machen wollte, ergab sich naturgemäß eine gegenüber der Vorkriegs¬ 
6 LAS, Best. 564, Nr. 2315, p. 18. 
7 ebenda, p. 24. 
8 LAS, Best. 564, Nr. 2323, p. 367ff. Dort sind die Belegschaftszahlen, Förderung und Arbeitslei¬ 
stung von Januar 1933 — Juni 1934 monatlich aufgeschlüsselt. 
9 LAS, Best. 564, Nr. 2315, p. 48. 
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