Ganz eindeutig von B hängt eine Liste W ab, die der lateinischen Übersetzung von
des Antonius d’Yepres ’Historia general del la orden de San Benito4, gefertigt von
Thomas Weiß, gedruckt zu Köln 1648 und 1650, beigegeben wurde (Bd. 2, S.
85f.). W zitiert Bruschius ausdrücklich als Quelle, seine Zählung der Äbte endet
wie in B mit Ruppertus de Wiek, seine Schreibungen übernehmen die Fehler von B
und setzen noch neue hinzu. Nur am Ende hat W einige Namen zugesetzt:
Lucas
Antonius Ob. anno 1617
Martinas Ob. anno 1638
Maurus
— Lukas v. Aufeldt (1572-1582)
= Antonius v. Trier (1582-1617, f 1618)
= Martinus Nennich(1617-1638)
= Maurus Groffius (1638-1659)
W hat sich also bemüht, die Abtsreihe bis in die Gegenwart fortzuschreiben. Für
die historische Notiz zu Tholey, mit der er die Abtsliste garnierte, hat Weiß die Vi¬
ta S. Pauli, Trithemius, Bruschius (z.T. wörtlich), aber dann auch (freilich mit
deutlicher Zurückhaltung gegenüber den dort getroffenen Aussagen über aus Tho¬
ley gekommene Äbte, die in B fehlen) die Geschichte der Bischöfe von Verdun von
Richard de Wassebourg (1549)47 und die auch Tholey mehrfach betreffenden Ur¬
kundenfälschungen des François de Rosières (15 8 0)48 benutzt.
W braucht für die Rekonstruktion der Tholeyer Abtslisten nicht weiter berück¬
sichtigt zu werden. Im Jahre 1655 brachte Gabriel Bucelinus den ersten Band sei¬
ner , Germania topochronostemmatographica sacra et profana' heraus49. In einer
kurzen Notiz (S. 86) beschäftigt er sich auch mit der Abtei Tholey und erweist sich
- indem er die Traditionen über Dagobert, Modoald und Wendalinus aufnimmt -
als Kenner von B50. Er nennt elf Verduner Bischöfe, die nach B aus Tholey kamen,
und zwar mit der Bezifferung von B.
Erst im zweiten Band seiner , Germania Sacra' gibt Bucelinus - übrigens im Vor¬
wort nun auch mit der Pirmin-Tradition vertreten-eine ausführliche Abtsliste (C)
für Tholey51. Diese weicht jedoch so deutlich von AB ab, sowohl in der Ergänzung
durch neue Abtsnamen als auch in der Unterdrückung von Namen, daß eine ge¬
nauere Quellenanalyse dringend geboten scheint.
Dabei zeigt sich, daß Liste D eine kaum zufällige Verwandtschaft zu C aufweist. D
findet sich gedruckt in der,Metropolis Ecclesiae Trevericae', Bd. 1, herausgegeben
von Chr. v. Stramberg, Koblenz 1855. Die,Metropolis' ist jedoch im wesentlichen
ein Werk des schon erwähnten Trierer Geschichtsschreibers Brouwer (f 1617), das
später von Jakob Masen bis um 1670 fortgeführt wurde, also eine Arbeit des frühen
47 Richard de Wassebourg, Antiquitez de la Gaule, Belgique, royaume de France, Austrasie
et Lorraine ..., Paris 1549.
48 Vgl. o. Anm. 38.
49 Gabriel Bucelinus (1599-1681) war Mönch im Kloster Weingarten. Vgl. Kelchner, in:
ADB III (1876) 462.
50 Bucelinus hat freilich auch die ,Annales Hirsaugienses' des Trithemius selbst gekannt.
Vgl. Schreiner, Trithemius 92.
51 S. 290 f. Bereits Lager, Tholey 362, bemerkte die Differenzen zwischen erstem und zwei¬
tem Band der .Germania Sacra'.
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