Gefolgschaft des Tholey er Abtes Bernhard zeigt: Berardus abbas. Heiroaldus dia¬
conus. Blicherus diaconus. Es liegt nahe, Heiroald und Blicher als den Tholeyer
Abt begleitende Mönche seines Klosters zu interpretieren783 784.
Abt Blicher wird am 4. Oktober 973 in einer Urkunde des Bischofs Wigfrid ge¬
nannt, in der er betont, daß das Kloster St. Paul a fundamento divino cooperante
clementia per manum filii nostri Blikerii eiusdem loci primi abbatis quondam con¬
struximus...79*. Am 22. Mai 981 erlangt der venerabilis vir Blicherus abbas cenobii
sancti Pauli apostoli et sancti Pauli confessoris ac noster spiritualis filius von Papst
Benedikt VII. zu Rom eine Besitzbestätigung785.
Im Kloster St. Paul ist im frühen elften Jahrhundert eine Annalenkompilation zu¬
sammengestellt worden, die uns unter anderem einige Nachrichten über die Grün¬
dung und die frühen Abte des Klosters überliefert786:
973 Monasterium sancti Pauli a Wigfrido episcopo consecratur.
989/90 Blichero abbati Gardinus succedit.
1000/01 Gardinus obiit. Eberuinus successit.
Gegen alle Gewohnheiten der Kompilation ist bei der successio des Gardinus der
obitus des Vorgängers nicht notiert787. Das kann wohl nur bedeuten, daß Abt Bli¬
cher 989/90 nicht starb, sondern resignierte. Es kann gute Gründe für eine solche
Resignation gegeben haben: Der westfränkische König Lothar IV. eroberte nach
dem Tode Ottos II. (7. XII. 983) und des Bischofs Wigfrid im Jahre 984 Verdun788.
783 Bloch, Urk. St. Vanne 1390 f. Nr. 10. Die Urkunde, welche eine Memorialstiftung des Verdu¬
ner Diakons Amalrich in St. Vanne zum Inhalt hat, bietet in den Zeugenunterschriften keine
hierarchische Gliederung. Acht Laien folgen Abt Berard, die beiden Diakone und in diesem
Fall wohl als ausgezeichneter Schlußzeuge Berthar presbyter calvus. Wenn sich, wie sehr zu
vermuten, hinter dieser Attributierung der Autor der ,Gesta episcoporum Virdunensium“
verbirgt, so würde der Schlußzeuge hier St. Vanne vertreten. Nun muß, wie die strikte Festle¬
gung von St. Paul durch Bischof Wigfrid auf die Benediktinerregel fordert, Blicher Mönch
gewesen sein. Von daher erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, daß Blicher 947 zum Gefolge
des Abtes der wohl damals einzigen Verduner monastischen Gemeinschaft gehörte. Seinen
Kollegen Heiroald trifft man um 960 als archicancellanus des Bischofs (Nr. 14). Der Schen¬
ker, Amalricus diaconus atque sancte Marie Virdunensis ecclesie canonicus, Bruder des in St.
Vanne begrabenen Lado, ist auch um 960 Zeuge einer Bischofsurkunde (Nr. 14); 967 wird
er als Dekan der Domkleriker genannt (Nr. 17). 967 tritt Amalricus auch als Schenker auf
(Nr. 18). Mit Bezug auf diese Urkunde läßt sich aus besitzgeschichtlichen Erwägungen der
im Urbar von St. Vanne 980 erwähnte Amalrich, der ex canonico monachus wurde, mit dem
Dekan identifizieren.
784 Evrard, Actes Nr. 28.
785 Meinert, Papsturkunden Lothringen Nr. 1.
786 MG SS IV 8 (nach Cod. Verdun B. M. 1 aus St. Vanne). Vgl. Haubrichs (wie Anm. 724) zur
systematischen Korrektur der Chronologie dieser Annalen.
787 Vgl. Gallia Christiana XIII 1329; Roussel, Histoire Verdun II 187; Evrard, Actes 44 f. Das
Nekrologium von St. Mihiel notiert zum 20. IX. den Tod des Garduinus abbas S. Pauli (Ai-
mond, Necrologes St. Mihiel 176 f.).
788 Vgl. Clouet, Histoire Verdun I 349 ff.; Jussy, Histoire II 139 ff.; Uhlirz, Jahrbücher Ottos
III. 45; Ennen, Bedeutung 299 f.; Schneidmüller, Tradition 164 ff.
160