Urkunde für St. Vanne738, 962/66 eine Urkunde des Bischofs Wigfrid für das neue
Kloster nach den Äbten Adelmar von St. Vanne (962-966), Uodo von St. Mihiel
(um 951 - um 965) und vor Berner, dem Propst des Domstifts, der vor 973 primice-
rtus wurde, und schließlich Adelard, dem Propst von St. Vanne, der 967 Abt wur¬
de'39. Er leistet diesen Dienst erneut 968740. Hier unterschreibt er nach Bischof
Wigfrid, Graf Heinrich, den Archidiakonen Amalrich und Hadebald, aber noch
vor dem Bruder des Schenkers Milo, Sohn des advocatus Rambert. Berhard gehör¬
te also zu den etablierten Würdenträgern der Verduner bischöflichen curia. Schon
vor 960 scheint er - wenn hier nicht der gleichnamige, aber nur 939 - 950 belegte
Abt von St. Martin in Metz gemeint ist741 - eine Schenkung an das neuerrichtete
Damenkloster Bouxieres-aux-Dames gemacht zu haben:
Berbardus abbas dedit quandam ecclesiam in Girunnivilla in comitatu Beden-
si, super fluvmm Mosam, quam emit ab Otberto,
dazu gab er einen Weinberg auf dem Mont Barinne bei Toul742. Dieser Abt scheint
also in der Frühzeit durchaus über Besitz verfügt zu haben, hier in Gironville (Ka.
Commercy) an der Maas und in der Umgebung von Toul. Das Bild bestätigt sich,
wenn wir eine weitere, aus St. Vanne überkommene Nachricht heranziehen: In der
Besitzbestätigung Bischof Wigfrids von 980 für St. Vanne heißt es nämlich743:
...adFlabasium mansa IIIIcum
terris indominicatis, silvis, pratis,
pascuis et utriusque sexus manci¬
piis dono domni Berardi abbatis..
...adFlabasium mansa VIIcum
silvis, pratis, molendinis et ceteris
appenditiis que dedit domnus
Berardus...
zeile: Actum anno ab incamatione Domini DCCCCLIX, anno XXIII regni Ottonis imperato-
ris. 959 ist jedoch das 24. Jahr der Regierung Ottos I. (wie in Nr. 108, zu 959, richtig angege¬
ben); zu Bedenken gibt der imperator-T itel des Herrschers Anlaß, da Otto erst 962 zum Kai¬
ser gekrönt wurde. Bei einer Durchsicht des Gorzer Kartulars, unserer einzigen Quelle für
diese Urkunde, zeigt sich, daß der Redaktor des 12. Jahrhunderts die Datierung der Urkun¬
den bearbeitet hat: So verwendet er z. B. bei Urkunden, die im gleichen Jahr wie die voraufge¬
hende entstanden sind, die Kurzformel Actum anno quo supra (z. B. Nr. 95. 96). Ganz kon¬
struiert wirkt die chronikalische Datumzeile von Nr. 116 (984): Actum Gorzie, publice, sub
die XVI kalendas septembris, anno ab incamatione Domini ■ DCCCCLXXXIIII, indictione
XII, epacta XV, concunrente III, in obitu Ottonis II et in adeptione regni Ottonis tercii; et ipso
eodemque anno Deoderico defuncto, Adelbero II cathedram Mettensem accepit. Den imperator-
Titel hat der Gorzer Redaktor Otto schon 947 (Nr. 104), 949 (Nr. 105) und 957 (Nr. 106),
also in den drei der Stiftungsurkunde von Amei vorausgegangenen Urkunden verliehen. Die
Datumzeile der Nr. 107 verdient also Mißtrauen. Jedoch besitzt die Urkunde ein inneres Da¬
tierungsmerkmal in ihrem Protokoll, wo es heißt anno ordmationis domni Wicfridi, sancte
Virdunensis ecclesie antistitis, pnmo... Die Ordination Wigfrids vollzog sich im Jahre 961
(Anm. 730). Die Datierung durch den Redaktor des Gorzer Kartulars könnte sich unter dem
Einfluß der Bischofschronologie der ,Annales S. Vitoni' (Anm. 730) vollzogen haben, viel¬
leicht handelt es sich aber auch um eine Verlesung *LXI > LIX.
738 Bloch, Urk. St. Vanne I 402 Nr. 14.
739 Bloch, Urk. St. Vanne I 404 Nr. 15; Evrard, Actes Nr. 22.
740 Bloch, Urk. St. Vanne I 411 Nr. 19; Evrard, Actes Nr. 25.
741 Vgl. o. Anm. 735.
742 MG DD Otto I Nr. 211.
743 Bloch, Urk. St. Vanne I Nr. 20.
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