eingriff489. Diese Familie war im Westen, vor allem im Saargau, aber auch in der
Straßburger Bucht begütert und gehörte mit den Gundoinen und anderen Ver¬
wandten des Hausmeiers Wulfoald nach der Hinrichtung des Hausmeiers Grimo-
ald, der 660/61 bis 661/62 seinen Sohn Childebert zum König im austrasischen
Reichsteil erhoben hatte490, zu den Stützen der austrasischen Adelsopposition ge¬
gen die Pippiniden491. Zusammen mit einem Angehörigen der Gundoine hatte Bi¬
schof Gisloald an der Gründung des Ardennenklosters Cugnon mitgewirkt492.
In dieser Familie, die sich 770 mit dem Pfalzgraf König Karlmanns, Chrodoin, der
in Brumath in der Straßburger Bucht wirkt und in den Ardennen über Erbbesitz
verfügt, der Zugehörigkeit zu einer genealogìa, also einer durch ihre berühmten
Vorfahren geprägten Adelssippe, rühmen darf493, kommt auch der Name Chro-
ding vor. 807 schenken die Brüder Hrodoin und Gebahart, wohl Enkel des Wei¬
ßenburger Grundherrn Chrodoin III., in elemosina Hrodungi, ihres Verwandten,
489 Vgl. Glöckner, Anfänge 18 ff.; Langenbeck, Probleme 32 f.; Herrmann, Saarwerden II 36
ff.; Metz, Adelsherrschaft 262 ff.; Metz, Untersuchungen 172 ff.; Staab, Untersuchungen 302
f.; Wenskus, Stammesadel 99 ff.; Haubrichs, Siedlungsnamen 252. Nach Ausweis des sehr
kompakten Zeugenkreises der frühen Weißenburger Saargau-Urkunden haben wir es bei
den Chrodoinen mit einem Verwandtenkreis zu tun, der in seine Aktivitäten auch andere
Familien band. Zum Niederschlag dieser Aktivitäten in der Siedlungsorganisation des obe¬
ren Saargaus vgl. ebd. 257 ff. Daß man sich als Angehöriger der Familie als Angehöriger einer
genealogia (vgl. Anm. 493) fühlte — wie etwa die gens Agilolfjnga — wird nanegelegt durch
die variierende Unterschrift des Grundherrn Chrodoin III. in Glöckner/Doll, Trad. Wiz.
Nr. 192 (713) mit der patronymischen -mg-Ableitung Rodoingus.
490 Vgl. zum Staatsstreich aes Haumeiers Grimoald: Krusch, Staatsstreich 411 ff.; Himly, Char-
tes 281 ff.; Glöckner, Urkunde 1 ff.; Levillain, Succession 298 ff.; Dupraz, Royaume 284 ff.;
Ewig, Rhein. Geschichte 1,2,28 f.; Ewig, Staatsstreich 573 ff.; Fischer, Ebroin 17 ff.; Schnei¬
der, Königswahl 151 ff.
491 Vgl. Heidrich, Titulatur 217; Staab, Untersuchungen 300; Werner, Lütticher Raum 100 ff.
(wohl zu negativ in der Frage der Verwandtschaftsbeziehungen zwischen dem Hausmeier
Wulfoald und den Gundoinen, da er die Verwandtschaft zwischen Graf Wulfoald und der
Sadalberga-Famiiie und anderes nicht berücksichtigt); Haubrichs, Siedlungsnamen 253 ff.
Zur vom Hausmeier Wulfoald mitgetragenen Politik der Könige Childerich II. (ermordet
675) und Dagobert II. (ermordet 679) vgl. Fischer, Ebroin 137 ff.; Schneider, Königswahl 157
ff. 169 ff.; Bund, Thronsturz 297 ff. 313 ff.
492 Vgl. o. Anm. 213.
493 MG DD Karol. I Nr. 51; Wampach, UB Luxemburg I Nr. 24. Dieser Chrodoinus comespalacii
nostri kann für seinen Besitz bei der alten merowingischen Königspfalz Besslingen (Lux.) Ur¬
kunden früherer Könige ad genealogia sua vel subsequente ipsius progenie vorlegen. Der Aus¬
druck antecessores quondam nostri aeo instituti reges, den Karlmann gebraucht und der keine
Verwandtschaft akzentuiert, legt nahe, daß es sich um Urkunden merowingischer Könige
handelte. Wir können also Chrodoine mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
auch im Norden des Mosellandes, in den Ardennen für das 7. Jh. nachweisen. Vgl. zum Pfalz¬
grafen und einen nahezu gleichzeitig (784/85) im Moselland auftretenden dominus magnifi-
cus Ruduwinus Haubrichs, Siedlungsnamen 252 Anm. 106. Vgl. zum Begriff der genealogia
mit weiterer Lit. Brunner, Gruppen 9 Anm. 14. Auch Fulraa (Testament A ed. Tangl, in:
NA 32, 1907, S. 209) gebraucht 777 für seine Verwandtschaft den Begriff genelogia mea.
Im churrätischen Reichsurbar des 9. Jhs. taucht ein Verwandtschaftsverband (ähnlich den
bekannten Sippen der ,Lex Baiuwariorum“) unter dem Namen genealogia Wanzanmga auf.
Vgl. Meyer-Marthaler/Perret, Bündner UB I 381 Z. 3; Geuenich, Personennamen 437 ff.
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