Kath. Pfarramt
St. Michael
Fernruf 2 1863
Anlage 10
Saarbrücken, am 26. März 1950
Rotenbergstraße 25
An den
Hochwürdigsten Herrn
Prälat Dr. Schulien
Apostolischer Visitator
Saarbrücken*3 *
Hochwürdigster Herr Prälat!
Die Konferenz der Dechanten des Saarlandes am 16. März 1950, bei der zwei Dechanten
nicht anwesend sein konnten und sich entschuldigt hatten — Herr Dechant Moskopf von
Borg wegen der zu weiten Entfernung, Herr Dechant Lieblang von Völklingen wegen per¬
sönlicher Gründe — hat mich einstimmig beauftragt, Ihnen, hochwürdigster Herr Prälat,
folgende cErk!ärungd zur gefl. (= gefälligen) Kenntnis zu bringen:
Angesichts der heutigen Diskussion um die Saarfrage halten die Dechanten des Saarlandes
in Übereinstimmung mit dem ganzen Klerus — abgesehen von einigen wenigen Aus¬
nahmen — und in Kenntnis der treuen Anhänglichkeit der Saarkatholiken es für zeitnot¬
wendig, erneut dem Apostolischen Visitator zu bekunden, daß die Katholiken der Saar die
derzeitigen Bestrebungen politischer Stellen auf Errichtung eines eigenen Saarbistums ein¬
mütig ablehnen.
Bei einer Trennung von dem altehrwürdigen Bistum Trier befürchten wir Priester ange¬
sichts der religiösen Verhältnisse in Frankreich auch an der Saar einen baldigen Rückgang
des religiösen Lebens.
Das Saarland ist zu klein, um den Nachwuchs für Welt- und Ordensklerus zu sichern, re¬
ligiöse Bildungsanstalten zu erstellen, eine eigene Diözesanverwaltung mit Seminar und
Konvikt aufzubauen.
Manche Geistliche würden bei einer Trennung von Trier das Saarland verlassen, andere
würden sich gegen eine Versetzung an die Saar sträuben.
Eine tausendjährige Tradition, die uns mit der ältesten deutschen Diözese und dem ein¬
zigen Apostelgrab diesseits der Alpen verbindet, läßt sich nicht ohne größte Gefährdung
der religiösen Bildungskräfte durchschneiden. Die großen Bischofsgestalten des letzten
Jahrhunderts haben eine außergewöhnliche tiefe Volksverbundenheit, eine organisch ge-
1 Abschrift, BA Trier, Abt. 59, Nr. 64.
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