tionsära noch verstärkt haben. Darauf hat der inzwischen verstorbene langjährige saar¬
ländische Ministerpräsident Franz-Josef Röder anläßlich des Festaktes „20 Jahre Volks¬
abstimmung“ am 25. Oktober 1975 im Saarbrücker Staatstheater aufmerksam gemacht,
als er mit der für ihn sprichwörtlichen Nüchternheit darauf verwies, daß alle großen Bun¬
desbehörden und Zentralverwaltungen großer Wirtschaftsunternehmen bereits in an¬
deren Teilen Deutschlands angesiedelt waren, bevor das Saarland Teil der Bundesrepu¬
blik wurde. Das gleiche gilt für die große Zahl wissenschaftlicher Forschungseinrich¬
tungen mit starken und hochqualifizierten Mitarbeiterstäben .. .9S. Ohne Zweifel hat die
traditionell riskante bildungsökonomische Randlage der Saar durch die zehnjährige Ab¬
koppelung vom deutschen Schicksal eine Verschärfung erfahren, die nur teilweise durch
den aufkommenden Verwaltungs- und Wirtschaftsapparat einer Sonderstaatlichkeit auf¬
gefangen werden konnte. Hoffmann hat das heikle Verhältnis von Angebot und Nach¬
frage auf dem Bildungssektor seines kleinen Landes durchaus erkannt, als er Bedenken
gegen die Gründung einer Universität anmeldete und sie dennoch hintanstellte, als er den
Hintergrund ihrer politischen Zweckmäßigkeit erkannte. Bis zum Jahre 1955 hatte er den
Bildungshaushalt in etwa immer ausgleichen können, das Saarland kannte jedenfalls kein
akademisches Proletariat. Bis zum Jahre 1970 stieg die Zahl der Studenten an saarländi¬
schen Hochschulen um das Fünffache gegenüber 1955 an. Dieser Effizienz des saarländi¬
schen Bildungswesens stand aber keine adäquate Aufnahmefähigkeit des saarländischen
Steifenmarktes gegenüber, da, und hier wird die bildungspolitische Kehrseite der Hoff-
mannzeit sichtbar, der Aufbau einer ausreichenden bildungsökonomischen Bedarfs¬
struktur durch die Separationszeit verhindert worden ist. Ein anderes Problem dieser Ef¬
fizienz, nämlich das allmähliche Sinken des schulischen Anspruchsniveaus infolge stei¬
gender Quantität von Bildungsabschlüssen, die als qualifiziert angesehen werden, ist eine
auch an der Saar sorgenvolle Erscheinung unserer Tage. Die Hoffmannzeit hat sie nie ge¬
kannt.
98 Saarland, 20 Jahre Volksabstimmung, S. 10 (Im Quellen- und Literaturverzeichnis unter B I, 3.
zu finden).
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