(hat), die sie gleichwertig an die Seite der alten deutschen Universitäten stellt91. Dieser
selbstbewußten Aussage soll hier nur noch hinzugefügt werden, daß Pläne zur Errichtung
einer Technischen Fakultät aus Kostengründen verworfen worden sind. Finanzielle Be¬
denken verhinderten auch den beabsichtigten Umzug der Medizinischen Fakultät von
Homburg nach Saarbrücken92 93. Diese unerfüllten Wünsche ändern jedoch nichts daran,
daß sich das Saarland mit seiner nunmehr endgültig etablierten Hochschule erstmals in
seiner Geschichte ein durchorganisiertes Bildungswesen geschaffen hatte. Die entschei¬
denden Schritte dazu wurden in den Jahren der Separation getan. Wenn auch das tragende
Motiv dieser Hochschulgründung, nämlich die Sicherung einer bildungsökonomischen
Autarkie im Interesse saarländischer Eigenstaatlichkeit, immer umstritten bleiben wird,
so wird man dennoch die im Grunde umsichtige und auf ein hohes wissenschaftliches An¬
spruchsniveau hinzielende Aufbauarbeit jener Jahre ebensowenig infrage stellen können
wie die Tatsache, daß die Initiative dazu von Frankreich ausging und das Projekt dann in
Zusammenarbeit mit den damals Verantwortlichen an der Saar in Angriff genommen
wurde. Vorstellungen von einer europäischen Universität hatten sich vor 1955 als Illusion
erwiesen.
In der Tatsache, daß die Saar seit etwa 1950 ein ganzheitliches, d. h., ein von der Grund¬
schule bis zur Universität etabliertes öffentliches Bildungsleben hat, ist zweifellos das be¬
merkenswerteste bildungsgeschichtliche Ergebnis der Hoffmannära, wobei in diesem Zu¬
sammenhang auch an die Ingenieurschule und das Konservatorium, das im Jahre 1962 in
eine Staatliche Hochschule für Musik umgewandelt wurde, erinnert sei. Zu erwähnen
wäre auch noch die ehemalige Schule für Kunst und Handwerk. Sie verkümmerte bis zu
ihrer Auflösung im Jahre 1962 immer mehr, ein Dahinsiechen, das weniger vom Willen
der Bildungspolitiker abhing als vielmehr von der allgemeinen Krise, von der diese Art von
Kunstakademien erfaßt wurde94.
Die Hoffmannzeit hat aber auf die bildungspolitische Entwicklung an der Saar nicht nur
positive Wirkungen gehabt. Dabei ist hier weniger an Alltagssorgen wie zoll- und devi¬
sentechnische Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Büchern und Lehrgerät für die
Schulen95 oder an die nur zögernd einsetzende Bundeshilfe für wissenschaftliche Einrich¬
tungen gedacht, weil das Saarland bis zum Jahre 1958 außerhalb der dafür geltenden Re¬
gelung des Königsteiner Abkommens vom 30./31. März 194996 blieb97, sondern eher an
die bildungsökonomischen Strukturschwächen, die sich im Saarland durch die Separa¬
92 Nach Regierung, Fünf Jahre, S. 23 (Im Quellen- und Literaturverzeichnis unter B I, 5. zu
finden). Auskünfte und Hinweise über das Bild der Universität in der saarländischen Öffentlich¬
keit finden sich in den Neuesten Nachrichten vom 28. 11.1955 und 5.4.1957, in der Rheinpfalz
vom 21. 5. 1957, in den Neuesten Nachrichten vom 13. 11. 1957, in der Saarbrücker Zeitung
vom 13. 11. 1958, in der Saarländischen Volkszeitung vom 15.11. 1956 und in der Saarbrücker
Zeitung vom 12. 3. 1960.
93 Nähere Einzelheiten dazu in einem Aktenvermerk für den Hochschulreferenten im saarländi¬
schen Kultusministerium, Braun, vom 22. 7. 1959. LA Saarbrücken, Bestand KM, Abt. Hoch¬
schulen, UI — S Med. Fakultät.
94 Vgl. dazu den Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 19. 4. 1960 über den Abbau
der Werkkunstschule Saarbrücken.
95 Die Wirtschafts- und Währungsunion zwischen dem Saarland und Frankreich blieb bis zum 6.
Juli 1959 in Kraft.
96 Verlängerungsabkommen vom 12. 2. 1954 und vom 19. 2. 1959.
97 Vgl. hierzu das Schreiben des saarländischen Kultusministeriums an das saarländische Wirt¬
schaftsministerium vom 16. 10. 1957. LA Saarbrücken, Bestand KM, Abt. Allgemeine Verwal¬
tung, Z II - A - 1.
280