sammen betreffen. Zu nennen ist einerseits der planmäßige Ausbau ab der Spätrenais¬
sancezeit von solch großen Festungsstädten, von denen als Spitzenbeispiel immer
Zamosc in Anspruch genommen wird, in der Nähe der südwestlichen Grenze, ob¬
gleich inmitten des damaligen Königreichs gelegen, und natürlich der sehr schöne
Ausbau der pommerellischen und preußischen Städte, mit Danzig an der Spitze, in der
Barockzeit. Dann gab es aber auch in der Vaubanzeit eine sehr große Leistung, über
die man kaum informiert ist. Sie diente zur Verteidigung der Ostgrenze gegen die
Türken, aber auch gegen die Kosaken und gegen das Moskowiterreich. Man findet im
17. Jahrhundert eine ganze Kette von solchen Festungen in Podolien und in der
Ukraine mit sehr großer Ausstattung, von denen als erste Kamieniec in Podolien zu
nennen ist.
Frau Ennen hat hinsichtlich der Wehranlagen auch die mittelalterliche Stadt ange¬
sprochen. Man kann sich durchaus eine mittelalterliche Stadt, nicht nur eine kleine,
sondern auch eine Mittelstadt vorstellen, die über keine oder nur über ganz rudimen¬
täre Festungsanlagen verfügte. Solche Städte hat es in Polen häufig gegeben. Nach den
Berechnungen unserer Stadthistoriker waren im Hoch- und Spätmittelalter mit Mau¬
ern aus Ziegeln oder aus Stein nur 12—15 % der Städte umgeben, die anderen waren
entweder durch Palisaden oder Erdwälle relativ schlecht gesichert. Ferner gab es sehr
viele Städte, die überhaupt keine oder nur eine ganz rudimentäre Wehrausstattung
besaßen.
Reinhold Zeyher, Schorndorf: Die Frage, warum Melac nicht gleich nach Stuttgart
gegangen ist und Schorndorf einfach links liegen ließ, ist leicht zu beantworten:
Schorndorf liegt im Remstal an einer strategisch ganz bedeutsamen Stelle, wo sich
mehrere Fernstraßen kreuzen, vor allem die Verbindungsstraßen zwischen Oberrhein
und Donau, Straßburg, Bayern und Österreich. Wäre es Melac gelungen, diese Fe¬
stung einzunehmen, hätte er einen Sperriegel gegen Bayern und Österreich aufbauen
können. Von dort drohte ihm die militärische Gefahr. Noch Napoleon hat sich 1805
im dritten Koalitionskrieg der Festung Schorndorf versichert, die man damals schon
zu entfestigen begonnen hatte. Er ist durch das Remstal marschiert über Nördlingen
und Donauwörth, hat den österreichisch-bayerischen Verteidigungsriegel, der von
Ingolstadt sich nach Süden erstreckte, von hinten her umgangen und so die Österrei¬
cher zur Kapitulation gezwungen. Wenigstens im 17. Jahrhundert gab es nur diese
Straße durch das Remstal, die für größere Verbände begehbar war. Deswegen war es
unumgänglich nötig, eine solche Festung zu belagern und einzunehmen, wenn man
einen feindlichen Angriff abwehren wollte.
Jean Schneider, Nancy: Es muß im 17. Jahrhundert ein ausgeglichenes Verhältnis
gegeben haben zwischen der Reihe der Festungsanlagen, hier etwa Saarlouis, Dieden-
hofen oder Metz, Marsal, Nancy, Pfalzburg, Straßburg usw., und der Möglichkeit,
mit militärischen Kräften dort durchzustoßen bzw. Verbindungslinien zu erhalten.
Dieses Verhältnis hat sich später offenbar geändert. Aber das ist eine Frage, die von
den Militärhistorikern erforscht werden sollte.
Edith Ennen, Bonn: Ich bin Herrn Joset besonders dankbar für den Hinweis auf
die Festungsstädte der Spanischen Niederlande. Bei meinen Beispielen bin ich bewußt
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