sehe Florin. Es soll hier betont werden, daß der nominelle Sold seit der Mitte des 16.
Jahrhunderts unverändert blieb, während seine Kaufkraft schon um 1600 auf die
Hälfte gesunken war. Der monatliche Sold von 3 ungarischen Florin repräsentierte um
1550 die Kaufkraft von 3,2 Talern, um 1660 aber nur die von 1,7 Talern30.
Aber diese schöne Organisation und der Truppenbestand, wie es Paladin Eszterhäzy
feststellte, existierten nur auf dem Papier! Gegenüber der oben bestimmten Sollstärke
war die Ist-Stärke der Festungstruppen höchstens ein Drittel. Die zusammenge¬
schrumpften Einheiten wurden ungenügend bezahlt und verproviantiert. Kärnten und
Krain sicherten zwar einen Teil des Soldes der Besatzung in der kroatischen, Steier¬
mark den selben in der slawonischen und Niederösterreich den in der Hauptmann¬
schaft von Györ. Von der Seite des Reiches oder der übrigen österreichischen Provin¬
zen waren aber damals schon keine Hilfegelder gezahlt.
Trotz der Tatsache daß die verbliebenen Grenzwächter weiterhin tapfer kämpften,
war das geschwächte Verteidigungssystem nicht mehr in der Lage einen wirksamen
Grenz- und Landesschutz zu gewährleisten. Bei der tatsächlichen Mannschaftsstärke
des Jahres 1641 fielen schon 5,8 km2 auf einen Grenzsoldaten! Wegen der ständigen
Finanzkrise blieb das Soldproblem ungelöst und die Organisation der Verteidigung
mußte nach anderen Prinzipien und größtenteils neu aufgebaut werden.
Soldatenbauern
Das Absinken der Wehrkapazität des Grenzschutzes zwang die interessierten unga¬
rischen Magnaten auf Grund ihres Vermögens den Selbstschutz in regionalem Maße
zu organisieren. Da sie die türkischen Angriffe auf ihre befestigten Orte mit eigenen
Truppen zurückweisen mußten, übernahmen sie tatsächlich die Sorge der Verteidi¬
gung in kleineren Grenzabschnitten. Sie stellten eigene Armeen auf, bauten die Beob¬
achtungspunkte aus und wandelten ihre Domänen in militärische Stützpunkte um.
Gleichzeitig schufen sie eine gute Zusammenarbeit zwischen ihren Privatarmeen und
den königlichen Festungsbesatzungen. Da die Domänenherren sich finanziell keine
Söldnerarmee leisten konnten, warben sie entlassene Soldaten an und machten sie als
ihre Wehrbauern seßhaft. Das Problem der Mannschaften war im 16. Jahrhundert
eine Frage des Soldes, im 17. hingegen eine Frage der Ansiedlung31.
Um den oben skizzierten allgemeinen Weg der Herausbildung der Soldatenbauern
verständlicher und übersichtlicher zu machen, werfen wir einen Blick auf die diesbe¬
zügliche Geschichte der Domäne von Murinsel.
Die Murinsel lag zwischen Drau und Mur in der südwestlichen Ecke Ungarns, wo
die ungarische, kroatische und türkische Grenzen zusammenliefen. Die Insel hatte eine
Ausdehnung von 783 Quadratkilometer und in der Periode von 1670 bis 1720 eine
Bevölkerung von 8 000—10 000 Seelen. Sie verteidigte die westlich davon gelegenen
westungarischen und steierischen Landesteile und gehörte größtenteils zu der Domäne
der Grafen Zrinyis,. Die Zrinyis hatten in Kroatien und Dalmatien eine ganze Kette
von weiteren Domänen, aber ihr Hauptgut war die „Bona Insulana“, d. h. die Do-
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Nach den Rechnungen des Verfassers.
Die genaue Analyse dieser Entwicklung siehe N. Kiss, Gesellschaft wie (Anm. 7)
S. 281—284.
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