forweiler81, Niederkirchen82, Primstal83, Ittersdorf84, Rohrbach, Mittelbexbach, Er¬
bach-Reiskirchen, jägersburg, Kindsbach, Brücken, Breitenbach und Lautzkirchen85.
,,Der Verein dient zur Verschönerung und Aufhelehung des katholischen Cultus in un¬
serer Pfarrei sowie zur Verehrung der bergmännischen Schutzpatronin, der heiligen
Barbarahieß es prototypisch im Statut des ,,Katholischen Bergmannsvereins“ in Al¬
tenwald86. Damit waren die wichtigsten Elemente des Knappenvereinswesens benannt:
Die Vereine fungierten als Traditionsträger der ständischen Bergbauverfassung, gleich¬
zeitig aber auch als Transmissionsriemen der katholischen Soziallehre.
Im Vergleich zum katholischen Klerus war die Manövrierfähigkeit der evangelischen
Kirche ungleich geringer. „Durch die Personalunion von Staatsoberhaupt und Kir¬
chenoberhaupt war sie an die jeweilige Regierungspolitik gebunden und hatte nicht die
Möglichkeit, wie die katholische Kirche der Regierung fordernd gegenüberzutreten“87.
Konsequenter Ausfluß dieser Staatskirchenverfassung war die Elaltung der evangeli¬
schen Kirche zur Revolution des Jahres 1848. Den 18. März betrachtete man als Sün¬
denfall, und bestärkt durch die Frankfurter Verhandlungen über eine Trennung von
Staat und Kirche sprach der Wittenberger Kirchentag im September 1848 ein Dankge¬
bet für die Überwindung der Revolution88. Parallel dazu verkündete der Kirchentag
den Gedanken der Inneren Mission, der von Johann Elinrich Wiehern, Friedrich Bo-
delschwingh, Victor Aimé Huber, Rudolf Todt und Adolf Stoecker aufgegriffenen
Verbindung von Seelsorge und christlicher Caritas89, die auch die Grundlage der evan¬
gelisch-sozialen Bewegung und damit der evangelischen Arbeitervereine bildete. Die
Ursache materieller Not sah man in der Sünde, und demnach galt jedwede Erziehung
der entkirchlichten Arbeiter zu sittlicher Besserung als begrüßenswert. Das patriarcha¬
lische System der Saarindustriellen fand hier seine theologische Entsprechung.
Das Organ der Saarbrücker Synode, das ,, Evangelische Wochenblatt“, druckte Alfred
Krupps Philippika gegen die Sozialdemokratie ab90 und lobte die „Bestimmungen für
jugendliche Arbeiter“ der Firma Villeroy & Boch als „ein Stück Volkserziehung“: „Es
fehlt unserem jungen Volke die Zucht. Es bewegt sich m ungebundener Freiheit und
diese wird ihm zum Fallstricke“91. Daneben finden sich hier erbauliche Betrachtungen
wie beispielsweise „Gegen die Vergnügungs- und Trunksucht", „Die Bedeutung rich¬
tigen Wirischaftens für die Familie (Borgen bringt Sorgen!)“ oder „Die Gefahren der
81 Schacht und Heim 5 (1959), H. 10.
82 Schacht und Heim 6 (I960), H. 10.
83 Schacht und Heim 1 (1955), H. 2.
84 Saarberg 1/1978.
85 Bgmfr. vom 16. 3. 1877 (Nr. 11).
86 Saarlouis 1874, Exemplar LHAK 442/7854, 109-124.
87 K. E. B o r n , S, 55.
88 Vgl. Fritz Fischer: Der deutsche Protestantismus und die Politik im 19. Jahrhundert, in:
HZ 171 (1951), S. 473-518, spez. S. 485-489.
89 Vgl. Göhre, S. 3 — 108. Brakeimann: Die soziale Frage des 19. Jahrhunderts, S.
119 — 174. Feyerabend, S. 6 — 25. Achenbach, S. 3 — 11. Einicke, S. 20 — 44.
Schiirmann, S. 71 — 78. Günter Brakeimann : Kirche und Sozialismus im 19. Jahrhun¬
dert. Die Analyse des Sozialismus und Kommunismus bei Johann Hinrich Wiehern und bei
Rudolf Todt, Witten 1966.
90 EW Nr. 17/1877, S. 67 f.
91 EW vom 8. 12. 1889 (Nr. 49).
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