demokratie durch seine Institutionen zu durchkreuzen sucht, sondern dieselben stützt
und fördert und nur soweit ergänzend eingreift, als die Institutionen der Arbeitgeber
nicht ausreich en“ib. Der Kölner Erzbischof Krementz nannte auf der 6. Generalver¬
sammlung des ,,Arbeiterwohl“-Verbandes am 22. Dezember 1886 drei ,,Marksteine“
für die katholischen Arbeitervereine: ,,Zunächst werden die Arbeiter immer eingedenk
sein müssen, daß sie den vollen, wahren Lohn für ihre Arbeit und Mühen nicht auf die¬
ser Welt, sondern im Jenseits zu erwarten haben. Nehmen wir diesen Gegensatz weg,
so werden wir umsonst arbeiten, die Arbeiter werden nicht die Kraft in sich fühlen, die
Beschwerden ihres Standes zu ertragen“. Sodann sei der Arbeiter so zu erziehen, daß
,,er zufrieden sein, im Geist der Buße, des Gehorsams und der Demut sein Joch tragen“
könne. ,,Drittens aber muß der Arbeiter bei der Besserung seines Standes an sich selbst
anfangen. Sparsamkeit, Fleiß, Mäßigung und ein religiöses, stilles Leben geben ihm die
innere Zufriedenheit, befähigen ihn, an der Besserung seiner äußeren Lage mitzuwir-
ken“i7.
Diese Vorstellungen dienten auch als Modell für das katholische Arbeitervereinswesen
an der Saar: Der neue Trierer Bischof Michael Felix Korum (1840 — 1921 )38 war Mit¬
glied von „Arbeiterwohl“^. Die ,,Saar-Zeitung“ begrüßte die Gründung des Verban¬
des und druckte Aufsätze Franz Hitzes ab40. Auch Oesterling berief sich in seinem
1884 entstandenen Memorandum zur ,, wirtschaftlichen und sittlichen Hebung des
Bergmannsstandes“ explizit auf die Erfahrungen in Franz Brandts’ Fabrik41 und for¬
derte die Bergwerksdirektion auf, die Mitgliedschaft in Knappen- und Jünglingsverei¬
nen quasi zur Verpflichtung zu erheben, um ,,das Wirth sh ausleben, dieses Krebsge¬
schwür unseres Volkslebens“ zu beseitigen und den ,,Mißbrauch des Sonntags, diese(n)
Fluch für Familie und Gemeinde“ zu vernichten42.
Vor allem aber gehörte dem Verband auch Georg Friedrich Dasbach (1846 — 1907) an43,
der in diesen Jahren zum Kolping des Saarreviers werden sollte: Dasbach — bereits als
Trierer Kaplan einer der führenden Köpfe des „Mainzer Katholikenvereins“44 — war
1875 aufgrund der Kulturkampfgesetze als Priester gesperrt worden43 und widmete
sich seitdem der Publizistik. Noch im selben Jahr gründete er das ,,Sanct Paulinus-
Blatt“ — ab 9. Juni 1882 mit der Beilage ,,Saarbrücker Arbeiterfreund“ — und die
,,Trierische Landeszeitung“4b. 1883 berichtete der Trierer Regierungspräsident: ,,Das-
36 Arbeiterwohl 6 (1886), S. 175.
37 Arbeiterwohl 7 (1887), S. 18 f.
38 Vgl.Treitz sowie Heinrich Teschemacher : Erinnerungsgedanken an Dr. Michael Felix
Korum, Bischof von Trier, München 1922.
39 Löhr: ,,Arbeiterwohl“, S. 104,
40 Heitjan, S. 95, 117 f.
41 Oesterling: Memorandum, S. 12, 23 f.
42 Ebd., S. 25.
43 Löhr : „Arbeiterwohl“, S. 105. Auch die Mettlacher Keramikfabrikanten Boch und Villeroy
waren Mitglieder, ebd., S. 106.
44 Vgl. Fohrmann, S. 27 — 34, 36 — 38.
45 RP Wolff/Trier an OP vom 5. 10. 1875, LHAK 403/10 865. OP Bardeleben/Koblenz an Das¬
bach vom 16. 5. und 18. 7. 1883, BAT 85/281. Vgl. Thoma, S. 53 — 61. Zu Thoma vgl.
Klaus-Michael Mallmann: Dasbach (1846 — 1907) und das Saarrevier. Einige Ergänzungen
zur Dasbach-Biographie von Hubert Thoma, in: GL 158/1976.
46 Vgl. Thoma, S. 77 — 126. Fohrmann , S. 38 — 147. Das ,,Paulinus-Blatt“ brachte es 1891
auf 9915 Abonnenten in den 5 Saarkreisen, Saarbrücken lag dabei mit 2 937 an der Spitze, vgl.
Fohrmann, S. 354. Der ,, Saarbrücker Arbeiterfreund“ steigerte seine Auflage von 8000 im
Jahre 1889 auf 9292 im Jahre 1893, vgl. ebd., S. 336. Zu Dasbachs Verlagsprogramm vgl.
Thoma, S. 147-170.
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