,,4. Bergmann: Mit Recht hin froh nun, nicht klagen mehr will.
2. Bergmann: Und halten, wenns knapp geht, ruhig still,
warn schuld meist selber, verstehen es jetzt
woher der Mangel ins Haus sich setzt.
1. Bergmann: Paßt wahrlich nicht, so hei höherm Lohn
auskommen wir minder, als früher schon.
3. Bergmann: Verschwender wir waren, die sorgenlos
des kommenden Tages vergaßen, ein Troß
von leichten Knahen, die nimmer als Mann
nicht Weih, noch Kind wohl achten kann“1*.
Und bevor der Vorhang fällt, wird der Knappenverein als Hort dieser Weisheiten ge¬
priesen:
,,1. Bergmann: Und fehle nur Keiner im Knappenverein;
dürft laden ich doch Herrn Bergrath ein!
Bergrath: Hah wirklich noch nie Dich gesehen dort,
drum preis ich ihn Dir als den besten Ort“19.
In der Tat sympathisierte die preußische Bergverwaltung zunächst mit den katholi¬
schen Vereinsgründungen: Das Saarbrücker Bergamt begrüßte am 13. April 1856 aus¬
drücklich die Gründung der St. Barbara-Bruderschaft, da sie ein wirksames Mittel ge¬
gen die Ausschreitungen jüngerer Bergarbeiter sei28 30. 1865 gab das Handelsministerium
dem Bonner Oberbergamt sogar die Anregung, daß sie (die Knappenvereine, d.V.)
nicht allein unter den Bergleuten möglichst allgemeinen Anklang finden, sondern daß
auch die Behörde zu ihrer Realisierung mitwirken möge“31. Auf diesen ministeriellen
Erlaß war es wohl zurückzuführen, daß Berghauptmann von Hövel Pfarrer Oesterling
mit dem Zusammenschluß der Knappenvereine betraute32. Doch bereits infolge des
Krieges 1870/71 brach der „Knappenverein Wilhelm“ zusammen; lediglich in Dudwei-
ler und Herrensohr kam das Vereinsleben nach Kriegsende wieder in Gang. Seit diesem
Zeitpunkt scheint sich auch das Verhältnis zwischen Bergbehörde und Knappenverei¬
nen abgekühlt zu haben, denn Oesterling klagte 1874 bereits über die mangelnde Un¬
terstützung seitens der Bergbeamten33. Daß der einsetzende Kulturkampf die Schuld
daran trug, läßt sich zwar mutmaßen, aber nicht belegen. Möglicherweise spielte der
den Jesuiten in die Schuhe geschobene Essener Bergarbeiterstreik 1872 dabei eine Rol¬
le, wie Tenfelde für das Ruhrgebiet beweisen konnte34. Mit Sicherheit bedingte jedoch
die Erhaltung des konfessionellen Friedens diese Zurückhaltung des Bergfiskus, denn
die wenigen evangelischen Mitglieder hatten sich infolge des Kulturkampfes aus den
Knappenvereinen zurückgezogen. Die Forderung des Saarbrücker Landrats Hugo von
Richthofen (1842 —1904)35, von den Bergleuten im Alter zwischen 16 und 20 Jahren
28 Steiger und Knappen, ebd., S. 3 — 18, Zitat S. 16.
29 Ebd., S. 18.
30 Beck, Bd. 2, S. 226. Grundhöfer: Chronik.
31 Zit. bei Tenfelde: Sozialgeschichte, S. 373.
32 Oesterling: Memorandum, S. 3 f, Kiefer: Organisationsbestrebungen, S. 18.
33 Pfarrer Oesterling/Dudweiler an LR/SB vom 3. 9. 1874, Abschrift LHAK 442/7854,
261 —264. Verzeichnis der in der Gemeinde Dudweiler vorhandenen katholischen Vereine
vom 27. 7, 1874, SADU, F 6, Nr. 1, Vol. 1. Verzeichnis der katholischen Vereine im Kreis
Saarbrücken vom 11. 8. 1874, LHAK 442/7854, 95-98. Bgmfr. vom 9. 3. 1877 (Nr. 10).
34 Tenfelde: Sozialgeschichte, S. 374.
35 Vgl. Buchleitner, S. 203.
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