deshalb Saal und Grundstück an den Neunkircher Brauereibesitzer Friedrich Schmidt.
Die Kaufsumme betrug 29000 M.; Berwanger erhielt sie allerdings von Schmidt, der
die Schuldenquerelen kannte, nur teilweise ausbezahlt18 19. Schillo bat am 15. Januar 1894
in einem „ Aufruf an die Bergleute des Saarreviers“14 um Spenden, damit der Verkauf
vor Gericht angefochten werden könne. In der Tat reichte das ,, Veräußerungs-Komi¬
tee“1 des RSV beim Saarbrücker Landgericht eine Klage gegen Berwanger ein, und Krön
weigerte sich, die Schlüssel des Saales an Schmidt zu übergeben20. Doch die Vereinsver-
sammlung am 11, Februar 1894 beugte sich den Tatsachen. Da Berwanger begonnen
hatte, Schuldner aus dem Kauferlös zu entschädigen, hieß man dessen eigenmächtigen
Schritt nachträglich gut und bewilligte ihm 2266 M. als Prozeßkosten21. Die General¬
versammlung am 1. März 1894 verwarf zwar wieder diesen Beschluß, doch der Rest-
RSV war damit endgültig zerfallen. Das ,,Veräußerungs-Komitee“ sah seine Aufgabe
als beendet an und erschien mehrheitlich erst gar nicht mehr. Als neuen Präsidenten des
RSV wählte man darum August jenal aus Bildstock22.
Sein Vorgänger Schillo verurteilte unterdessen sein früheres Verhalten23 25: ,,Er stehe fest
auf dem Grund und Boden des katholischen Glaubens, in welchem er zu leben und zu
sterben wünsche. Er stehe fest und treu auf dem monarchischen Boden unserer Staats¬
verfassung“. Dennoch wiederholte die Bergwerksdirektion seine endgültige Ablegung
und betonte, ,,daß auch denjenigen Bergleuten, die sich seiner Führung einmal wieder
anvertrauen sollten, die Ablegung droht“14. Angesichts solcher Stigmatisierung kam
der Verein auch unter Jenals Führung nicht mehr auf die Beine. Bei einer Versammlung
am 5. März 1895 waren noch ganze 5 Mitglieder anwesend211, eine Generalversamm¬
lung am 27. August 1896 beschloß die offizielle Auflösung des RSV26.
Der neue Besitzer des Rechtsschutzsaales, Brauereibesitzer Schmidt, verkaufte das Ge¬
bäude am 2. Januar 1895 an die Bergwerksdirektion zum Preis von 30186 M. Der Käu¬
fer erklärte sich vertraglich für etwaige Restforderungen an Schmidt bis zu einem Be¬
trage von 1450 M. nachträglich für erstattungspflichtig. Spätestens im Sommer 1896
tilgte man sämtliche Hypotheken auf den Rechtsschutzsaal, das Gebäude war nun la¬
18 Lißmann, S. 70.
19 Exemplare KrASB S/10, LHAK 442/4408 und 403/6839, 267.
20 BM Forster/Friedrichsthal an LR vom 24. 2. 1894, SAFR, Best. RSV, 617. RP Heppe/Trier
an OP vom 5. 3. 1894, LHAK 403/6839, 345-349.
21 Stenographisches Versammlungsprotokoll vom 11.2. 1894, SAFR, Best. RSV, 615 f. Aller¬
dings mußte der Gläubiger Georg Wagner noch im Sommer 1894 auf dem Wege der Zwangs¬
versteigerung versuchen, von Schmidt entschädigt zu werden. Vgl. Subhastationspatent vom
21. 7. 1894, ebd., 625. Lißmann, S. 70.
22 Nikolaus Krön, Peter Groß an BM/Friedrichsthal vom 1. 3. 1894, SAFR, Best. RSV, 622 f.
Stenographisches Versammlungsprotokoll vom 1, 3. 1894, ebd., 624.
23 LR Bake/SB an RP vom 28. 2. 1895, LHAK 442/4371, 356 — 362. Spätestens seit 1900 agitierte
Schillo jedoch wieder für den ,,Alten Verband“, vgl. PK Utecht/St. Johann an LR vom 21. 10.
1900, Abschrift LHAK 442/4157, 503 — 510, spez. S. 508.
24 Bgmfr. vom 19. 2. 1895 {Nr. 15).
25 August Jenal an BM/Friedrichsthal vom 5. 3. 1895, SAFR, 631. Gendarm Schlicht an BM/
Friedrichsthal vom 5. 3. 1895, ebd., 632.
26 August Jenal an BM/Friedrichsthal vom 27. 8. 1896, ebd., 634. Der Zeitpunkt der offiziellen
Auflösung des RSV ist in der Literatur höchst umstritten :Brandt, S. 91, H u e : Bergarbei¬
ter, Bd. 2, S. 447, H. Klein: Geschichte des Landkreises Saarbrücken, S. 77, nennen den Juli
1893, Wißmann, S. 18, den Dezember 1894 und E. Müller, S. 66, den März 1896. Au¬
gust Sahn er: Auszug aus der Ortsgeschichte Bildstock, in: Festschrift zu den Bildstocker
Heimattagen 26.-28. 8. 1950, o. O. o. J. (1950), S. 18, versteigt sich sogar zu dem Satz:
„Der Rechtsschutzverein bestand noch bis 1902“.
314