10,30 M.24. Obwohl damit das Preisniveau fast erhalten blieb, reduzierte sich der
Uberschuß in diesem Etatsjahr um 4,3 Millionen M. auf 8 713 051 M.25. Auch 1892
nutzte die Bergwerksdirektion ihr Regionalmonopol. Der Durchschnittspreis ging
zwar auf 9,73 M. zurück26, doch damit lag er immer noch weit höher als im Boomjahr
1889. Gleichzeitig gab man angesichts der wachsenden belgisch-französischen Kon¬
kurrenz auf dem lothringischen Markt das Prinzip der Meistbegünstigung für die Saar¬
betriebe auf und gewährte dort spezielle Preisnachlässe27. Im Etatsjahr 1892/93 erwirt¬
schaftete die Bergwerksdirektion so einen Überschuß von 6 541 750,82 M.28.
Dennoch befürchtete man rote Zahlen. „Das ist doch ein so starker Rückgang, der den
Ueherschuß überhaupt in Frage stellt“29, kommentierte der ,,Bergmannsfreund“ im
Mai 1892 die Bilanz des Vorjahres. Ähnlich wie in der Gründerkrise30 versuchte man
nunmehr verstärkt, die Selbstkosten vor allem über eine Reduzierung der Lohnkosten
zu senken. Seit Sommer 1892 setzte die Bergwerksdirektion Feierschichten an31 und
kürzte die Gedinge32 33. ,,Bei den Bergleuten tritt vor der Befürchtung der Lohnreduction
alles Andere in den Hintergrund“22’, stellte Bürgermeister Stürmer damals fest. Gleich¬
zeitig wuchs die Erregung durch die Auszahlung beträchtlicher Remunerationen an die
Grubenbeamten34 sowie die Verteilung der Steuerbescheide, die auf der Basis der ho¬
hen Löhne der beiden vergangenen Jahre berechnet worden waren35. Ende des Jahres
fand der Malstatt-Burbacher Bürgermeister Meyer eine ,,tief gehende Unzufriedenheit“
bei den Bergleuten vor. Neben der ständigen Zurückweisung von Beschwerden, die
,,in der Regel ohne Prüfung“ erfolgte, bildeten die Lohnsenkungen den Hauptgrund;
sie seien in einer Höhe erfolgt, ,,daß die verheiratheten Bergleute thatsächlich außer
Stand gesetzt würden, ihre Familien auch nur nothdürftig durchzubringen“. Meyer la¬
gen die Lohnzettel eines Bergmanns vor, der im April 1892 107 M. verdient hatte und
im November gerade noch 40 M. nach Hause brachte36 37. ,,Thatsache bleibt es, daß
durchschnittlich der Schichtverdienst des Bergarbeiters in hiesiger Gegend seit dem 1.
Juli etwa um 1,50 M. herabgesetzt ist, so daß es wohl nur noch wenige Arbeiter gibt,
die heute mehr wie 4 M. pro Schicht verdienen. 3 M. bis 3,50 M. wird der Durchschnitt
sein“27, berichtete auch der Ottweiler Landrat Harlem am 22. Dezember 1892.
24 Nachweisung der durchschnittlichen Verkaufspreise 1891, LASB 564/597, 431. Vgl. S t r u t z,
Anhang S. 92. Herbig: Löhne, S. 320. Vogelstein, S. 56 f.
25 Nachweisungen der Haushaltsergebnisse, LASB 564/157.
26 Ebd. Vgl. Preisliste ab 1. Juli 1892, LASB 564/593, 6.
27 HK-Jahresbericht 1892, S. 8 — 11. Vgl. Vogelstein, S. 59.
28 Nachweisungen der Haushaltsergebnisse, LASB 564/157. Vgl. die Jahresberichte der Kgl.
Steinkohlengruben bei Saarbrücken 1891 — 1893, HStAD, Best. OBA Bonn, Nr. 139.
29 Bgmfr. vom 20. 5. 1892 (Nr. 25).
30 Vgl. E. Klein: Saarbergbau, S. 12 f.
31 Die Zahl der durchschnittlich verfahrenen Schichten sank von 294/1890 auf 282/1892, E.
Müller, S. 155.
32 Velsen/BWD an LR/SB vom 30. 6. 1892, KrASB S/7. Vgl. Bgmfr. vom 9. 9. 1892 (Nr. 57).
33 BM Stürmer/VK an LR vom 25. 6. 1892, KrASB S/7.
34 Velsen/BWD an LR/SB vom 24. 8. 1892, ebd. Die Steiger erhielten zwischen 120 und 155 M.,
die Obersteiger 400 — 450 M., vgl. SJZ vom 12. 7. 1892 (Nr. 160).
35 BM Pickard/Püttlingen an LR vom 29. 7. 1892, KrASB S/7, Abschriften I.HAK 442/4250 und
403/6836, 379-386. Bgmfr. vom 2. 9. 1892 (Nr. 55).
36 BM Meyer/Malstatt-Burbach an LR vom 23. 12. 1892, KrASB S/7, Abschrift LHAK 442/
4250.
37 LR Harlem/OTW an RP vom 22. 12. 1892, LHAK 442/4250.
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