bandes Deutscher Bergleute“9 an. Als neuen Vereinszweck definierte man jetzt „die
Förderung der geistigen, gewerblichen und materiellen Anliegen seiner Mitglieder ‘.
Neben der Gewährung von Rechtsschutz sah man nun seine Aufgabe auch in der ,,Ab¬
haltung wissenschaftlicher und gewerblicher Vorträge, Besprechungen von Vereins-An¬
gelegenheiten, Gründung und Fortbestehen einer Zeitung mit dem Titel Schlägel und
Eisen“. Explizit findet sich hier auch die einheitsgewerkschaftliche Neutralität: ,,In¬
nerhalb des Vereins sind Streitigkeiten (zwischen) verschiedenen Konfessionen und poli¬
tischen Parteien durchaus ausgeschlossen“. Und man fügte — hier über das Hallenser
Statut hinausgehend — den Passus hinzu: ,,Fachschriften sowie Schlägel und Eisen dür¬
fen keine Partheipolitik enthalten und keinen konfessionellen Standpunkt einnehmen“.
Nach § 9 hatte ein zu bildender ,,Controllausschuß über den Inhalt der Zeitung Schlä¬
gel und Eisen zu wachen, daß den im § 1 vorgesehenen Beschränkungen nachgekom¬
men wird. Jeder Redakteur, welcher dessen Anordnungen nicht nachkommt, muß vom
Vorstande entlassen werden“. Dem 9köpfigen Vorstand blieb wie bisher ,,zur Ueber-
wachung aller Geschäfte“ ein ,,Controllausschuß“ aus 7 Mitgliedern zur Seite gestellt.
Außerdem wurde das Bildstocker Übergewicht statuarisch abgesichert. Denn § 2 legte
fest, daß die besoldeten Vorstandsmitglieder ,,nach der erfolgten Wahl ihren Wohnsitz
auf Bildstock oder innerhalb 5 Kilometer vom Bureau einnehmen“ müßten. Das Bei¬
trittsgeld sollte von nun an 1,50 M. betragen, die Festlegung der Monatsbeiträge blieb
der Generalversammlung überlassen. Ausgeschlossen wurde, wer ,,wissentlich und in
wichtigen Punkten gegen die Zwecke des Vereins“ handelte oder mehr als ein Viertel¬
jahr im Beitragsrückstand war.
Bei der Wahl der Vertrauensmänner im September/Oktober 1891 kam auch das neue
Statut in den einzelnen Ortschaften zur Sprache. Versammlungen in Jägersfreude, Her¬
rensohr, Sulzbach, Quierschied, Dudweiler, Altenwald, Ludweiler, Ritterstraße, Pütt¬
lingen, Wehrden und Buchenschachen10 begrüßten die neuen Satzungen, wenn sie auch
vielfach eine Freigabe des Wohnsitzes für die Vorstandsmitglieder verlangten — eine
Forderung, hinter der immer noch die Angst vor unzureichender Repräsentanz aller
Sektionen stand. Typisch für den Stand der verbandsinternen Diskussion waren etwa
die Äußerungen des Wiebelskirchener Vertrauensmannes Schley, „daß es ganz gleich
sei, welcher Partei der einzelne Bergmann angehöre, wenn er nur die gemeinsamen In¬
teressen (Verbesserung der Lage pp.) verfolge, es dürfen auch Sozialdemokraten darun¬
ter sein“. Daß hier kein verkappter Sozialdemokrat sprach, bewies er im folgenden
Satz: „Es würde alles gut werden für die Bergarbeiter, wenn nur das befolgt würde,
was der Papst geschrieben und Se. Majestät befohlen habe, aber das geschähe nicht, un¬
sere Gruben sind keine Musteranstalten“11.
Am 27. November 1891 beschloß die Vertrauensmännerversammlung die Annahme
der neuen Statuten12. Die „Zeitung der deutschen Bergleute“, das Organ des „Alten
Verbandes“, erblickte darin die Voraussetzung für eine Konsolidierung des RSV, die
bisher versäumte „innere Festigung“ sei nun erfolgt: „Ursprünglich eine Nachbildung
des verkrachten Bochumer Rechtsschutzvereins, waren die Zwecke des genannten Ver¬
eins äußerst bescheiden - um dem Verein im Voraus jede weitergehende Thätigkeit zu
9 Exemplare SAFR, Best. RSV, 279 und LHAK 442/4254.
10 Versammlungsberichte KrASB S/10.
11 BM Woytt/Sulzbach an LR vom 27. 9. 1891, KrASB S/10, Abschrift LHAK 442/4274.
12 BM Forster/Friedrichsthal an LR vom 1. 12. 1891, KrASB S/10. Die erste Beratung der Statu¬
ten fand in der Vertrauensmännerversammlung am 11. Oktober statt. Dto. vom 12. 10. 1891,
SAFR, Acta RSV.
260