Die juristischen Hürden für die Sammlungen waren damit genommen. Unter den Mit¬
gliedern des RSV war der Ort des Saalbaus jedoch nach wie vor umstritten. Ursprüng¬
lich faßte man einen Bauplatz in der Nähe des St. Johanner ,,Schützenhauses“ ins Auge,
da hier die Mitte des Reviers sei und eine Bahnstation leicht zu erreichen wäre; außer¬
dem hoffte man wohl auf finanzielle Zuschüsse des freisinnigen Brauereibesitzers
KleinDann wollten die Rechtsschutzmitglieder des Sulzbachtals - zahlenmäßig
die stärkste Sektion — den Bau in ihre Region. Peter Weyand, der spätere Redakteur
von ,,Schlägel und Eisen“, begründete dies so: ,,Wo die Schlacht geschlagen, gehört
auch das Denkmal hin“]b. Eine Vertrauensmännerversammlung des RSV beschloß am
10. Juni 1980, daß der Saalbau in Bildstock neben Krons Wirtschaft in der Provinzial¬
straße errichtet werden solle. Als Begründung nannte man den statutenmäßigen Sitz des
Vereins in Bildstock1'. Auch der inzwischen inhaftierte Warken hatte sich in einem
Brief für Krön ausgesprochen, da dieser den Verein aufgenommen habe, als sonst kein
Lokal zu haben war18. Jedes Mitglied wurde aufgefordert, eine Mark zu spenden und
zwei Backsteine abzuliefern; Geschenke von Nichtmitgliedern lehnte man kategorisch
ab19. Die Vertrauensmänner des unteren Saarreviers wiesen diesen Beschluß fünf Tage
später in Völklingen rundweg zurück. Sie verlangten, daß der Saalbau mehr im Mittel¬
punkt des Reviers und in der Nähe eines Bahnhofs liegen sollte. Als der amtierende
Präsident Thome mitteilte, daß bereits am 16. Juni mit dem Bau begonnen würde,
,,schrie man von allen Seiten, dann könnten sie ihren Saal bauen, wo sie hinwollten,
man würde sich aber an demselben gar nicht stören“20. Doch die zentrale Vertrauens¬
männerkonferenz in Bildstock am 19. Juni 1890 hielt an den bisherigen Beschlüssen fest:
,,Die Erbauung eines zweiten Saales im unteren Saarrevier (wäre) erst in Aussicht zu
nehmen, wenn der erste Saal bezahlt sei“15 21.
Am 7. August 1890 reichte Berwanger beim Friedrichsthaler Bürgermeister das Bauge¬
such ein22. Das Gesuch passierte den Instanzenweg bis zum Ministerium für öffentli¬
che Arbeiten. Am 13. Dezember 1890 wurde die Bauerlaubnis erteilt, allerdings unter
der Auflage der Maximalbesucherzahl von 9 8 0 23.
Wiederum machte Landrat zur Nedden Front gegen den Saalbau. Bereits am 23. Au¬
gust 1890 hatte er seine Bürgermeister angewiesen: „Wie in verschiedenen Versamm¬
lungen des Rechtsschutzvereins beschlossen worden ist, soll ein öffentlicher Aufzug mit
Backsteinen zum Saalbau nach Bildstock abgehalten werden . . . Ich mache den Herrn
Bürgermeistern hiervon unter Hinweis auf $ 10 des Vereinsgesetzes vom 11. März
15 BM Neff/St. Johann an LR vom 18. 2. 1890, KrASB S/4a. Dto. vom 23. 6. 1890, KrASB S/6.
LR zur Nedden/SB an RP vom 23. 1. 1890, Konzept KrASB S/4, Ausfertigung LH AK 442/
4169. Vgl. Klein: Kurzbiographien, S. 525 f.
16 BM Petermann/Dudweiler an LR vom 7. 7. 1890, KrASB S/10.
17 Thome als amtierender RSV-Vorsitzender an BM Forster/Friedrichsthal vom 10. 6. 1890,
SAFR, Best. RSV, 234. BM Forster/Friedrichsthal an LR vom 30. 6. 1890, KrASB S/10. E.
Müller, S. 58, nennt fälschlicherweise den 10. Juli 1890.
18 Von Thome in einer RSV-Versammlung in Völklingen am 15. 6. 1890 verlesen, BM Stürmer/
VK an LR vom 16. 6. 1890, KrASB S/10.
19 BM Forster/Friedrichsthal an LR vom 11.6. 1890, SAFR, Best. RSV, 236.
20 BM Stürmer/VK an LR vom 16. 6. 1890, KrASB S/10, Abschrift LHAK 442/4420, 473 —476.
Vgl. Saar-Zeitung vom 16. 6. 1890 (Nr. 134).
21 BM Forster/Friedrichsthal an LR vom 20. 6. 1890, SAFR, Best. RSV, 243.
22 Dto. vom 8. 8. 1890, ebd., 266.
23 KD Röchling/SB an RP vom 17. 10. 1890, KrASB S/10. RP i.V. Geldern/Trier an LR/
SB vom 27. 11. 1890, ebd. BM Forster/Friedrichsthal an LR vom 24. 12. 1890, SAFR, Best.
RSV, 301.
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