Full text: Landesherr und Landesverwaltung

handlungen mit dem Direktorium zu entsenden. Cetto erklärte sich zu dieser 
Mission bereit und empfahl dem Herzog, während seiner Abwesenheit Mont- 
gelas zum Vertreter zu bestellen436. In dieser Weise schildert Gravenreuth die 
Vorgänge und bemerkte dazu: Je me rappele encore, que le Duc me dit en cette 
occasiori: je fais venir Montgelas, c'est un homme d'esprit, mais je ne le garderai que 
jusqu'au retour de Ceffo437. Montgelas etablierte sich jedoch schon bald so fest 
in der Leitung der Geschäfte, daß Max Joseph nach der Freilassung Salaberts 
1797 den Abbe nicht mehr zum Minister ernannte, obgleich sich dieser sehr um 
dieses Amt bemühte438. 
Für die Entsendung Cettos nach Paris 1796 - sein als vorübergehend geplanter 
Aufenthalt sollte sich mit einigen kriegsbedingten Unterbrechungen bis 1813 
verlängern439 - ist eine Vielzahl von politischen Motiven ausschlaggebend 
gewesen: der Wunsch, über die Vorgänge am Sitz der französischen Regierung 
stets gut informiert zu sein, Napoleons Vorstellungen über die Friedensbe¬ 
dingungen zu erfahren und bessere Beziehungen zu Frankreich anzuknüpfen. 
Als Cetto schließlich das Vertrauen des im Juli 1797 ernannten Außenministers 
Talleyrand gewonnen hatte, konnte er sich verstärkt der Aufgabe widmen, die 
in seiner Instruktion besonders hervorgehoben wird: das Interesse Pfalz- 
Zweibrückens bei den Säkularisationen so weit wie möglich zu wahren und 
eine französisch-österreichische Einigung zum Nachteil von Pfalzbayern zu 
verhindern440. Diese Anweisungen für Cetto haben ihren konkreten Hinter¬ 
grund in der Tatsache, daß Pfalz-Zweibrücken nach dem Verlust des linken 
Rheinufers im Interesse von ganz Pfalzbayern die Säkularisation der geistlichen 
Fürstentümer441 forderte. Im Juni 1797 verfaßte Montgelas für Cetto einen Ent¬ 
schädigungsplan für die pfalz-bayerischen Staaten: Die Säkularisation der geist¬ 
lichen Fürstentümer erschien ihm als einziges Mittel der Entschädigung für die 
verlorenen Gebiete; gleichzeitig sei dies der Weg zur Verminderung des kaiser¬ 
lichen Einflusses und ergäbe die Möglichkeit zu einer vernünftigeren Gestaltung 
der Reichsverfassung442. Cetto stimmte diesem Konzept zu und machte noch 
436 M. Cetto continua à y (Ansbach) conduire les affaires: tout à coup à ma grande surprise et 
sans aucune raison, qui me fut connu, il se détermina à aller à Paris: Il recommanda alors 
au Duc, M. de Montgelas pour faire les affaires en son absence. Il croyait reprendre sa 
place en peu. GHA München Nachlaß Gravenreuth Nr. 25 (BVI) (Copie d'un Mémoire 
écrit de feu M. le Comte de Gravenreuth lui-même, S. 3). Es handelt sich bei diesen - wie 
auch in Anm. 431 zitierten - Aufzeichnungen um eine maschinenschriftliche 
Abschrift, die - so vermutet weis (Montgelas, S. 260, Anm. 85) - von H. K. von Zwehl 
angefertigt wurde. 
437 Ebda. 
438 Vgl. dazu adalbert prinz von Bayern, Max I. Joseph, S. 329, und weis, Montgelas, S. 
263. 
439 Vgl. dazu weis, Montgelas, S. 263, und dazu adalbert prinz von Bayern, Max I. 
Joseph, S. 295. 
440 Instruktion für Cetto vom September 1796. BayHStA München MA III, Nr. 2077. 
441 Siehe dazu weis, Montgelas, S. 332-336. 
442 Vgl. dazu ebda., S. 336-341. 
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