Wernher blieb zwar in seinem Amt, da er seine Stellung nicht dazu ausgenützt
hatte, sich zu bereichern, verlor aber seinen Sitz im Kabinettskollegium. Drei
höhere Beamte, die bereits während Christians Regierung tätig waren, verblie¬
ben in den Kollegien; es waren dies der Geheimrat Adam Heinrich Cranz als
Referent für die Souveränitätslande und für die Hintere Grafschaft Sponheim,
der Regierungsrat und Kammerdirektor Georg Karl Weyland als Referent für
die wirtschaftlichen Fragen des Fürstentums und der 1761 zum Regierungsrat
ernannte Johann Philipp Julius Schmidt unter Beförderung zum Kanzleidirek¬
tor als Referent für innere Verwaltungsangelegenheiten Pfalz-Zweibrückens.
Neben Weyland, Cranz und Schmidt wurden der Geheime Konferenzrat
Ludwig von Esebeck, der Sohn des verstorbenen Asmus, als Referent für die
Forstverwaltung und der Regierungsrat Johann Christian Simon, dem anfäng¬
lich insbesondere die Regelung der familiären Fragen des Fürstenhauses
oblag232, in die zentrale Verwaltung berufen.
Von Neuburg hatte Karl II. August den Elsässer Georg Wilhelm Beer mitge¬
bracht; er trat am 1. Dezember 1775 als Geheimrat in das Kabinettskollegium
ein und bestimmte zunächst die pfalz-zweibrückische Politik233. Baer, in dessen
Hand alle Geschäfte am kleinen Neuburger Hof gelegen hatten, sah mit Neid und
Verdruß, daß nun Ludwig von Esebeck die Befehle entgegennahm, und auch, soweit
sie Hofangelegenheiten und persönliche Gnadenbeweise betrafen, zur Ausführung
bringen ließ. Nach kurzer Zeit rief der Herzog einige Kavaliere der früheren Hofhal¬
tung zurück, [...] Diese standen, ebenso wie die Richterbeamten, auf der Seite
Esebecks; die Neuangekommenen jedoch intrigierten zugunsten Baers. Beiderseits
versicherte man sich der Hochschätzung und Freundschaft und haßte sich dabei aus
ganzem Herzen234. So zeichnete sich von Anfang an eine Spannung zwischen
den Ratgebern ab, die Karl II. August aus Neuburg mitgebracht hatte, und den
ehemaligen Beamten Christians, die in ihren Ämtern geblieben waren235. Im
Vertrauen auf seinen früheren Einfluß bei Karl August hatte es Beer
gewagt, dem Herzoge sehr untertänige Vorstellungen über Dinge zu machen, die
ihn im Grunde nur indirekt angingen. Er fiel in Ungnade und wurde nach dem
Oberelsaß verbannt236. So wurde der bisherige Oberjägermeister, Ludwig von
Esebeck, maßgeblicher Berater. Von diesem Augenblick an war sein Zimmer nie
leer von Klienten und Höflingen, berichtet Männlich und bemerkt zu Esebecks
Supplément Nr. 5). Auszüge aus diesen Berichten hat roland (Ereignisse am Zwei¬
brücker Hof) in deutscher Übersetzung veröffentlicht. Zum folgenden vgl. drumm,
Fürstentum Zweibrücken, S. 36.
232 Siehe dazu mittelberger. Hofenfels, S. 10 ff.
233 Vgl. dazu drumm, Fürstentum Zweibrücken, S. 36.
234 v. männlich, Lebenserinnerungen, S. 321.
235 v. männlich (ebda., S. 325) berichtet Unter den verschiedenen Parteien am Hofe
herrschte Gärung: man intrigierte auf alle mögliche Weise und sparte Betrug und Ver¬
leumdung nicht.
236 Ebda.
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