Mit diesem politischen Erfolg gab sich aber der französische Hof noch nicht
zufrieden, sondern versuchte, Christian IV. verstärkt zur Konversion zu be¬
wegen. Nachdem die Bemühungen in dieser Richtung verschiedene Male fehl¬
geschlagen waren, nahm Ludwig XV. dem Herzog - als dieser sich 1752 wieder
in Paris aufhielt - schließlich das Versprechen ab, zum Katholizismus
überzutreten186. Christian tat, nachdem er nach Zweibrücken zurückgekehrt
war, allerdings nichts, um seine Zusage zu erfüllen. In der folgenden Zeit mied
er zwar den französischen Hof, konnte aber im Oktober 1753 nicht mehr länger
zögern; er willigte in den Religionswechsel ein und erklärte sich mit einer Hei¬
rat mit der bayerischen Prinzessin Maria Josepha, einer Schwester Max III.
Josephs, einverstanden187. Kaum war er jedoch nach Zweibrücken zurückge¬
kehrt, wollte er sein Versprechen rückgängig machen188. Umsonst hielt ihm
Madame de Pompadour das Unsinnige seines Sträubens vor; die Schritte, die
man von ihm fordere, so meinte sie, würden ja in seinem eigenen Interesse sein.
Würde die bayerische Prinzessin mit einem Erzherzog vermählt, so sei die Ein¬
heit des gesamtwittelsbachischen Besitzes gefährdet Aber Frankreich könne
nicht dulden, daß das einem befreundeten Fürsten rechtmäßig zustehende Erbe
geschmälert werde; dies dürfte schon gar nicht zugunsten des Kaisers ge¬
schehen, der die kleinen Fürsten an die Wand drücke189.
Erst eine schwere Erkrankung Karl Theodors im Frühjahr 1755 konnte
Christian dazu bewegen, in den Gemächern Ludwigs XV. vor dem Kardinal
Rohan am 25. März das katholische Glaubensbekenntnis abzulegen190. Für
seine Konversion waren nur politische Gründe entscheidend. So heißt es in
einem undatierten Brief Christians, der vermutlich an seinen diplomatischen
Vertreter in Paris, Wernike, gerichtet ist: Wenn ich nicht völlig auf Frankreich
rechnen könnte, käme ich in die unangenehmste Lage der Welt, würde sogar riskie¬
ren, mich vor allen vernünftigen Leuten lächerlich zu machen. Sie kennen meine
Ansicht über Religion im allgemeinen191. Erst zu Beginn des Jahres 1758 gab er
die vollzogene Konversion auch öffentlich bekannt192. Gleichzeitig sicherte er
seinen protestantischen Untertanen den Fortbestand ihrer bisherigen Rechte zu.
Der Herzog unterließ nichts, um den rein persönlichen Charakter seiner Reli¬
gionsänderung zum Ausdruck zu bringen; so heißt es in einem Brief an
Pachelbel: Ma Catholicité n'est qu'une affaire personnelle-, et tant que le Roi ne le
voudra pas expressément, je ne quitterai pas le corps protestant193.
186 Siehe zum folgenden GHA München KA 466 1/2, fol. 41-44'.
187 Vgl. auch baumann. Herzog Christian IV., S. 109.
188 Siehe dazu du moulin-eckart, Zweibrücken und Versailles, S. 273.
189 Vgl. dazu baumann, Herzog Christian IV., S. 109.
190 GHA München KA 466 1/2, fol. 42-42’.
191 GHA München Nachlaß Ludwig I., II, B 5 (zitiert nach adalbert prinz von Bayern.
Max I. Joseph, S. 11 f).
192 BayHStA München K.bl. 404/4e. Vgl. dazu baumann, Herzog Christian IV., S. 110.
193 Brief vom 16. Juli 1759. Zitiert nach v Böhm, Christian IV., S. 517.
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