vor versammeltem Hof der feierliche Übertritt der Luise Dorothea von Hoff-
mann vom Luthertum zum Katholizismus statt. Anschließend hätte nach dem
Willen Gustav Samuel Leopolds die Trauung sein sollen, doch Baussumer blieb
bei seinem Widerstand gegen die Eheschließung. Weder ein Brief noch ein per¬
sönliches Gespräch konnten ihn zu diesem Schritt, der gegen seine Überzeugung
war, bewegen. Gustav Samuel Leopold hatte jedoch im katholischen Pfarrer von
Zweibrücken, Nikolaus Keller, einen Geistlichen gefunden, der am 10. Oktober
1722 die Trauung im oberen Turmgeschoß des Schlosses Gustavsburg vollzog.
2. Konträre politische Richtungen am Zweibrücker Hof: Die kurpfälzisch und die
pfalz-birkenfeldisch gesinnte Partei
Diese Ereignisse, welche die Öffentlichkeit des Landes und darüberhinaus auch
die interessierten Kreise des Reiches beschäftigten, schienen im eigentlichen
Sinne der Privatsphäre Gustav Samuel Leopolds anzugehören. Doch konnte
kaum jemand erahnen, welche Bedeutung seine Handlungsweise für die poli¬
tische Stellung Pfalz-Zweibrückens haben sollte, welche entscheidenden
Wandlungen durch den Aufstieg der Luise Dorothea von Hoffmann und ihrer
Familie eingeleitet werden sollten.
Es war allerdings schon bald absehbar, daß sich über der Stellungnahme zu
Luise Dorothea am Hofe und im Lande die Geister scheiden würden; zwei Par¬
teien werden nun erkennbar, von denen die eine gegen sie gerichtet war, die
andere, ihre Günstlinge und Vertrauten, hatten aber den Herzog auf ihrer Seite.
Der Exponent der zuletzt genannten Gruppe war zunächst der Regierungsrat
und Geheime Sekretär Karl Philipp Fabert. Aus dem birkenfeldischen Anteil
der Grafschaft Sponheim gebürtig, hatte er als Katholik das lutherische Territo¬
rium verlassen und war in den pfalz-zweibrückischen Dienst getreten. Den
Beziehungen seines Schwiegervaters, des Oberamtmanns zu Guttenberg
Johann Georg von Wimpff, zu Gustav Samuel Leopold - Wimpff war dessen
einziger Beamter vor dem Regierungsantritt in Zweibrücken - verdankte Fabert
seine Berufung in das Regierungskollegium9. Als Katholik hatte er bald das be¬
sondere Vertrauen seines Landesherrn erworben. Fabert, der es verstand, das
religiöse Empfinden Gustav Samuel Leopolds für sich auszunützen, war für die
ausgesprochen „prokatholische" Kirchenpolitik verantwortlich10. Bereits früh¬
zeitig hatte er Kontakte mit den katholischen Nachbarn Mainz und Kurpfalz
angeknüpft11. Während der Geschehnisse im Herbst 1722 hatte Fabert seinem
keinen fürstlichen Namen noch Titel sich anmaßen soll. Derohalben gebe Euch zufrieden
und schicke ihr Sie alle Kleider, so ihr zugehören und Mobilien, wann ich es abholen
lassen werde, welches ich Euch aus fürstlich obrigkeitlicher Gewalt hiemit befehle (zitiert
nach baumann, Lebensgeschichte der Luise Dorothea Hoffmann, S. 56).
9 Bereits 1719 fiel dem birkenfeldischen Beobachter Atzenheim Faberts Antipathie
gegen Protestanten auf; man habe sich dahero vor ihm wohl in Acht zu nehmen. Atzen¬
heim an Christian III., Birkenfeld 6.8.1719. GHA München KA 479/1.
10 Siehe dazu den Bericht Aus dem Zweibrückischen vom 22.2.1726. KSchA Zweibrücken
IV, Nr. 801. Vgl. dazu auch bachmann, Pfalz Zweibrückisches Staats-Recht, S. 225-230.
11 Atzenheim an Christian III., Birkenfeld 22.8.1719. GHA München KA 479/1.
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