zunehmenden Schriftlichkeit neuzeitlicher Verwaltung wird der seit dem 17.
Jahrhundert nachweisbare Amtsschreiber159. Die ständigen Berichte und Rück¬
fragen von den unteren Beamten über die Verwaltungshierarchie bis hinauf zur
Regierung sowie die Entscheidungen in der umgekehrten Richtung konzen¬
trierten sich arbeitsmäßig beim Amtsschreiber, der alles aufzuschreiben, zu
kopieren, zu registrieren und zu inventarisieren hatte.
Wurden die wichtigsten Beamten der Amtsverwaltung kurz in ihren Funktio¬
nen dargestellt, so sollen nun diese Dienststellen in den mehr oder minder
systematischen Aufbau der Gesamtverwaltung eines Amtes160 eingeordnet
werden. Bei einer Betrachtung der Beamten nach den Funktionsbereichen erge¬
ben sich zwei Hauptgruppen161: die Justizbeamten und die Rezeptoren. Als
Jusüzbeamte wirkten in erster Linie der Amtmann und der Landschreiber.
Exekutivbeamte waren die Amtsknechte, Amtsreiter und Amtsboten, schlie߬
lich auch der Scharfrichter. Auf unterster Ebene war auch jeder
Dorfschultheiß162 und jeder Gerichtsschreiber ein vom Landesherrn bestellter
Rechtspfleger. Die zweite Gruppe, die Rezeptoren, waren Verwaltungsbeamte
auf dem Wirtschafts- und Steuersektor. Eine klare Grenze gegenüber der ersten
Gruppe läßt sich nicht ziehen; die Amtsrezeptoren standen unter der Auf¬
sicht der Oberbeamten, insbesondere des Landschreibers, dem alle Einnehmer,
soweit sie nicht direkt an eine Zentralbehörde gebunden waren, mit ihrer Ab¬
rechnung zugeordnet waren163. Auf eigenem Sachgebiet wirkten die Keller.
Mit der Gliederung in zwei Gruppen ist das Amtspersonal aber noch nicht voll¬
ständig erfaßt; es sind die einer eigenen Zentralbehörde zuständigen, aber regio¬
nal auf der Oberamtsbasis organisierten Forstbeamten zu nennen164, Amts¬
chirurgen und Amtsphysici rundeten das Bild eines aus einfachen Anfängen zu
einem differenzierten Gebilde gewordenen Verwaltungsapparates ab. Neben
den genannten Stellen, welche die Institutionen des Amtes bildeten, waren Ein¬
richtungen des staatlichen und kirchlichen Lebens wirksam, die sich der geo¬
graphischen Gestalt des Amtes als vorgeprägter Form bedienten. Jedem der vier
Oberämter wurde 1664 ein Inspektor zugeteilt, der die Verbindung der Pfar¬
reien mit der obersten Kirchenbehörde, dem Oberkonsistorium in Zweibrücken,
herstellen sollte. Außerdem sei auf den militärischen Aufgabenbereich hinge¬
wiesen, für den eigene Organisationen gebildet wurden165; diese waren auch
159 Siehe dazu die Bestallungen LA Speyer B 2, Nr. 3428-3429.
160 Zu den folgenden Ausführungen wurden die Akten des Oberamts Zweibrücken (LA
Speyer B 2, Nr. 3367), der Herrschaft Guttenberg (LA Speyer B 2, Nr. 3368) und des
Oberamts Bergzabern (LA Speyer B 2, Nr. 3375) benutzt.
161 Die Schwierigkeiten solcher Kategorisierungen liegen in der ungenau umgrenzten
oder mehrere Bereiche umfassenden Aufgabenzuteilung und in der gelegentlich
wechselnden Amtsbenennung.
162 Zur Funktion des Schultheißen vgl. drumm, Schultheißendienst, S. 6, 12 ff.
163 LA Speyer B 2, Nr. 3367, fol. 36, 47-48.
164 LA Speyer B 2, Nr. 3368 u. 3375.
165 eid, Hof- und Staatsdienst, S. 243-254.
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