Full text: Die Bauernwirtschaften des Fürstentums Nassau-Saarbrücken im 18. Jahrhundert (10)

2.1 Die Dreifelderwirtschaft 
In der Tat liefen die Dreifelder- und die noch weiter unten zu besprechenden 
Mehrfelderw'irtschaften nach festgefügten, voneinander abhängigen und ineinander 
verflochtenen Grundsätzen ab. Durch den aufeinander folgenden Anbau von 
Winter- und Sommergetreide und die nachfolgende Brache ergab sich eine drei¬ 
jährige Rotation, die der ursprünglichen Feldgraswirtschaft einiges voraus hatte. 
Brinkmann sieht die Vorteile in folgendem: „Man opfert zwar ... Land, aber nur 
Weideland, zudem in einer Jahreszeit (Hochsommer), wenn der Weideertrag 
zurückgeht, erhält aber dafür die Möglichkeit, durch den Anbau von wertvollem 
und ertragreichem Wintergetreide dem Brotgetreidebau eine sehr viel größere 
Ausdehnung zu geben. Mehrarbeit und -aufwand an Betriebsmitteln sind dabei 
nicht allzu groß, denn in der Brachzeit (Juni, Juli) ist der Betrieb von sonstigen 
Arbeiten entlastet, das Gespanntier gut genährt und die Witterung für die Boden¬ 
bearbeitung besonders günstig35“. 
Eine gewisse Auswahl der Felder, die als nächste unter den Pflug genommen wer¬ 
den sollten, hatte man nun freilich nicht mehr. Die reine Dreifelderwirtschaft 
verlangte die strenge Einhaltung der dreijährigen Rotation, wenn man unter der 
Voraussetzung der Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit optimale Ernten erzielen 
wollte36. 
Aus diesem Grunde „wurde die gesamte Ackerflur in drei ungefähr gleiche Teile 
zerlegt, welche bei uns auch als Schläge bezeichnet werden“37. Ackerland und Gras¬ 
land waren demnach streng voneinander getrennt. Die gesamte Ackerflur wurde 
in Gewanne unterteilt, die in manchen Dörfern eine stattliche Anzahl erreichten. 
Dies ist nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, daß „sie bei mannigfaltiger, 
rasch wechselnder Bodenbeschaffenheit und großer Verschiedenheit in der Höhen¬ 
lage, Abdeckung usw. schon von Anfang an eine große gewesen und meist noch 
durch späteres succesives Urbarmachen von Weiden und Holzgründen erheblich 
vermehrt worden ist“38. Da häufig auch innerhalb der Gewanne eine unterschiedliche 
Ertragsfähigkeit des Bodens festgestellt wurde, teilte man diese in Parzellen auf. 
Jeder Bauer erhielt folglich in jedem Gewann39 der gesamten Ackerflur eine, 
mitunter auch mehrere Parzellen. Nach ökonomischen Gesichtspunkten stellte 
man nun eine bestimmte Anzahl Gewanne zu einem Schlag zusammen. 
War der Bann besonders groß, so wurden einige Gewanne zunächst zu einem 
Traktus und mehrere von diesen zu einem Schlag vereinigt, der, wie es Beispiele 
in diesem Fürstentum zeigen, nicht unbedingt in einem zusammenhängenden 
Stück40 bestehen mußte, sondern durch Gärten, Wiesen, seltener Wälder getrennt 
sein konnte. Damit nun die Bauern jährlich mit einigermaßen gleich hohen Ernten 
35 Th. Brinkmann, a.a.O., S. 968 f. 
36 Die Ausdehnung des Winter- und Sommerfeldes auf wenige Brachäcker ändert nichts 
an dieser grundlegenden Forderung. 
37 K. Schwingel, Wirtschaft und Recht, S. 167; ferner N. Blesius, a.a.O., S. 33 und 
J. Diehl, a.a.O., S. 93. 
38 G. Hanssen, a.a.O., S. 157. 
39 K. Schwingel, Wirtschaft und Recht, S. 167 und derselbe, Neumünster, S. 37. 
40 Z. B. Güdingen, Karte von H. Diehl, Ortsgeschichte, S. 28. 
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