1.2 Die Feldwaldwirtschaft
Vom Feldweideland ist das Feldwaldland zu unterscheiden, dessen Nutzung hier
im engeren Sinn als Rottheckenwirtschaft verstanden werden soll.
Lüder berichtet, daß (die Bauern) gesamter Hand alles Holz nach Gefallen nieder¬
hieben, das Holz auf dem Platz verbrannten, einmal mit dem Pflug Umrissen und
1 Jahr lang mit Frucht bepflanzten, ... und dieses Land wieder zu Waldungen
liegen ließen ... Diese Rotthecken wurden nach eingetaner Saat wieder in Hegung
geleget, teils forstmäßig traktieret, größtenteils aber neglegieret und durch den
Weidstrich oder durch das Holzfällen ruinieret. Diejenige nun, welche wieder
soviel Holz hatten, als zum Brand für den weiteren Fruchtbau nötig war, wurden
nach 10 bis 20 Jahren abermalen auf vorgedachte Art mit Frucht von den Gemein¬
den bepflanzet...22.
Die Rottheckenwirtschaft wurde also auf den Flächen durchgeführt, die nach der
längeren Drieschperiode zu Niederwald herangewachsen waren. Noch am Anfang
des 18. Jahrhunderts kümmerte sich die Herrschaft sehr wenig darum, wo ihre Unter¬
tanen Rotthecken bewirtschafteten. Der größte Teil der Hecken war ohnehin Eigen¬
tum der Gemeinde und lag verstreut in der Gemarkung. Obwohl die Fürsten den
periodischen Rodungen zunächst wohlwollend gegenüberstanden, weil sie dadurch
recht gute Einnahmen an Neubruch- und Fruchtzehnten erlangten23, mußten sie
sich doch Mitte des 18. Jahrhunderts aus mehreren Gründen gegen dieses wilde
Roden wehren, da „hierdurch der Bestand der W aldungen vielfach gefährdet wurde”24.
Lüder schrieb seinen Bericht im Jahre 1762, zu einer Zeit also, in der die Holz¬
preise empfindlich in die Höhe geklettert, große Teile der Saarbrücker Wälder
abgeholzt und im Nachwachsen begriffen waren und eine Koordinierung aller
Unternehmungen in den Wäldern bitter not tat25. Der Vorschlag v. Lüders ging
deshalb dahin, die Rottheckenwirtschaft möglichst abzuschaffen, um einerseits
die Bauern dazu zu bewegen, durch Düngung der Felder zu höheren Erträgen zu
gelangen, statt auf die natürliche Düngung nach der Driesch zu warten26, anderer¬
seits solche Rottnecken, deren Holz ordentlichen Wuchs zeigte, zu Hochwäldern
heranzuziehen, um aus der Holzknappheit herauszukommen27.
22 LA SB, Best. 22 Nr. 2312, S. 17 f., z. T. abgdr. bei B. Krajewski, a.a.O., S. 65;
W. Müller-Wille, a.a.O., S. 61 berichtet für das Land Birkenfeld im wesentlichen
das gleiche.
23 K. Schwingel, Wirtschaft und Recht, S. 178; offensichtlich auf LA SB, Best. 22 Nr.
2312, S. 179 zurückgehend.
24 A. Ruppersberg, Grafschaft II. Teil, S. 258.
25 Die aufstrebenden Industrien arbeiteten auf Holzkohlebasis; auch anderweitig wurde
viel Holz benötigt.
26 LA SB, Best. 22 Nr. 2312, S. 24; B. Krajewski, a.a.O., S. 66; nach v. Lüder . . . daß
der Untertan gewohnt worden ist, nur ausgeruhtes Land zu besamen und nicht
darum sich bemühe, das öd liegende Feld durch den Dung zur öfteren Saat tüchtig
zu machen.
27 Ebenda: daß bei jetzigem Holzpreis kein Vorteil, sondern Schaden herauskommt,
wenn gutes und in schönstem Wachstum stehendes Holz niedergehauen und durch
Verbrennen statt Dunges zum Fruchtbau gebrauchet wird, mithin den Gemeinden
weit vorteilhafter sein würde, wemi sie bei offenkundigem Mangel an eigenen Wal¬
dungen ihre mit gut Holz bewachsenen Rotthecken zu Waldungen anlegten ...
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