ja in diesen Zahlen auch die Verhältnisse der Hintersassen, Schirmer, herrschaft¬
lichen Bedienten etc. enthalten sind. Ein Bauernbetrieb konnte aber auf die Dauer
damals nur funktionieren, wenn Bauer und Bäuerin ihre ganze Arbeitskraft zur
Verfügung stellten. Starb ein Ehepartner in jüngeren Jahren, so war der überlebende
Teil geradezu gezwungen, eine zweite Ehe einzugehen. Stand der eben vcrwitete
Teil bereits im Alter, konnte er den Hof unter Umständen gleich an die inzwischen
erwachsenen Kinder übergeben und im übrigen seiner Gesundheit entsprechend
weiterhin auf dem Hof mithelfen5.
Aus diesen Gründen findet man auf den Höfen auch selten ledige Haushalter,
unter den Tagelöhnern hingegen viel häufiger6. Die in der Tabelle angegebenen
3,7% für das Oberamt Ottweiler und die 7,1% für das Fürstentum Nassau-Saar¬
brücken betreffen folglich weniger die Bauern als vielmehr die Hintersassen und
andere. Vier Kinder hatten die Bauern durchschnittlich7. Entgegen der verbreiteten
Ansicht, die Bauern hätten damals viele Kinder gehabt, war die Anzahl der lebenden
Nachkommen gering. Wirklich kinderreiche Familien waren hier sehr selten8.
Die Kinderzahl der lutherischen Familien belief sich im Durchschnitt auf 3,7, die
der katholischen auf 4,39. Die reformierten bäuerlichen Untertanen hingegen hatten
nur 2,1 Kinder durchschnittlich. Die Katholiken in Werschweiler brachten es auf
6 und die in Mainzweiler auf 5,7 Kinder, die Protestanten hingegen erzogen in
Berschweiler und Hirzweiler 4,5 und in Werschweiler 4,6 Kinder.
In der Meierei Dirmingen (4,5 pro Familie) lebten die meisten Kinder, in Stennweiler
4,1, Werschweiler 4,0, Wiebelskirchen 3,5, Neunkirchen 3,4 und Linxweiler 3,2.
Tabelle 15: Die Struktur der Kinder- und Gesindezaklen im Oberamt Ottweiler um 1763
Meierei
Kinder =
bis 16 Jahre
m w
100%
über 16 Jahre
m w
m
Gesinde
= 100%
w
Dirmingen
40
32
15
13
38
62
Linxweiler
38
38
12
12
63
37
Neunkirchen
(49)
(51)
63
37
Stennweiler
34
39
15
12
65
35
Werschweiler
34
39
16
11
61
39
Wiebelskirchen
37
32
14
17
65
35
Oberamt
37
36
14
13
59
41
Quelle: errechnet nach H.V. — A 515 und den Bannbüchern.
5 Im Kapitel über die Dienste werden hierzu die entsprechenden Bedingungen genannt.
6 Der einzige in der Ottweiler Statistik von 1763 gefundene ledige Bauer war Peter
Brehm aus Exweiler.
7 Vgl. Tabelle 16, Erhebungsjahr 1763.
8 So hatten Jac. Eyth aus Fürth, Joh. Schaffers aus Berschweiler und Jac. Recktenwald
aus Urexweiler jeweils 12 Kinder, die höchste festgestellte Anzahl. Hans J. Klein aus
Urexweiler und Peter Scherer aus Hierscheid je 9 Kinder; Jak. Zeyer aus Werschweiler,
Jac. Jung aus Neunkirchen und Franz Derrenbächer aus Mainzweiler je 8 Kinder.
9 Die folgenden Zahlen zusammengestellt und berechnet nach H.V. — A 515.
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