Das Klima des Fürstentums Nassau-Saarbrücken wurde geprägt durch seine Lage
im westlichen Europa und damit im Einflußgebiet des Atlantischen Ozeans der
gemäßigten Breiten. Diese fundamentale Bestimmung des Klimatyps hat sich seit¬
dem nicht geändert und gibt die Möglichkeit, neuere Werte zur Darstellung der
klimatischen Bedingungen heranzuziehen, ohne daß befürchtet werden muß,
Aussagen zu erarbeiten, welche die damaligen Verhältnisse gar nicht treffen. Da
die statistischen Angaben, die weiter unten herangezogen werden, aus der Mitte
des letzten Jahrhunderts stammen, dürften wohl die leichten Klimaveränderungen
der letzten Jahrzehnte unseres Jahrhunderts unwirksam bleiben55.
O. Beck bezeichnet das Klima im allgemeinen als günstig und rechnet diesen Vor¬
zug der eingangs erwähnten Bodenbildung und den das Fürstentum umgebenden
Waldungen zu. Er begründet seine Ansicht damit, daß „die an sich geringen Höhen¬
züge nach allen Richtungen sich verzweigen ..., eine einzelne Windrichtung nicht
vorherrschend werden lassen, gegen die rauhen Nordostwinde des Frühjahrs
schützen ..., der Einfluß der austrocknenden und feuchten Luftströmungen ge¬
mildert, die Macht der Stürme gebrochen, eine übermäßige Sonnenwärme tempe¬
riert und Tauniederschlag reichlich herbeigeführt wird“56. Die Zeitgenossen wußten
sehr wohl, daß die Verhältnisse im Ottweilerischen, da es noch rauher als im Saar-
brückischen ist, ungünstiger waren als in der Grafschaft, die ... unter einem viel
temperierteren Klimate gelegen ist57. Die Täler der Saar und ihrer Nebenbäche er¬
langten vor den Höhenlagen einen Vegetationsvorsprung von etwa zwei Wochen.
Die mittleren Temperaturen wuchsen in den Sommermonaten auf rund 18° C
an, fielen dann im Herbst bedeutender ab, als sie im Frühjahr anstiegen und er¬
reichten im Januar mit 0,8° C ihren tiefsten Punkt. Die mittlere Jahrestemperatur
betrug 7,5° C58. Trotz einer jährlichen thermischen Spannweite von 15° C mußte
mit Kälteeinbrüchen gerechnet werden, die in Nordost-Südwest-Richtung
liegenden Täler des Scheidter und Lauterbaches heimsuchten59. Diese kalten Luft¬
strömungen sind, da sie aus dem Westrich kommen, bereits über die Meierei
Neunkirchen gestrichen, weil das Gelände nach Nordosten offen liegt und den
Winden Gelegenheit gibt, bis ins lothringische Bergland vorzudringen. Folglich
waren die genannten Gebiete auch frostgefährdet, eine Tatsache, unter der die
Meiereien Ludweiler und Lauterbach besonders zu leiden hatten: „Während Anfang
bis Mitte Juni noch auftretender Spätfröste wegen sehr oft ganze Kulturen zum
Opfer fallen ..., haben wir ebenso oft bereits Mitte bis Ende September mit ein¬
fallenden Frühfrösten zu rechnen“60. Im Oberamt Ottweiler lagen die Werte im
allgemeinen etwa 1° C unter denen der Grafschaft61.
Über mangelnde Niederschläge konnten sich die Bauern nicht beklagen. Ihre Ver¬
teilung jedoch war unbefriedigend, weil Juni und August zu den regenreichsten
55 Z. B. die zunehmend milden Winter etc.
56 O. Beck, a.a.O., S. 107.
57 LA SB, Best. 22 Nr. 2461, S. 51 und H.V. — H 24, S. 400.
58 O. Beck, a.a.O., S. 107.
59 Ebenda, S. 108 f.
60 J. Becker, a.a.O., S. 98.
61 G. Wiegelmann, a.a.O., S. 135.
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