Full text: Die Bauernwirtschaften des Fürstentums Nassau-Saarbrücken im 18. Jahrhundert

Die Bauernwirtschaften des Fürstentums Nassau-Saarbrücken wiesen in der zwei¬ 
ten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine recht unterschiedliche Einkommenslage auf. 
Viele Höfe erreichten nicht einmal das Existenzminimum, die Mehrzahl arbeitete 
ohne Gewinn und nur bei einem kleinen Teil wurde soviel erwirtschaftet, daß etwas 
für den Sparstrumpf übrigblieb. Das Einkommen wuchs allgemein mit steigender 
Hofgröße, war aber deutlich abhängig vom vorhandenen Betriebssystem. Mit 
zunehmender extensiver Bewirtschaftung fehlte auch den größeren Höfen das 
Auskommen. Dies traf vor allem die landwirtschaftlichen Betriebe im Köllcrtal, 
doch gab es bekanntlich davon nur wenige. 
Die errechneten Einkommen gelten für Höfe mit mittlerer Ertragsfähigkeit des 
Bodens. Bei wesentlich besseren oder schlechteren Bodenverhältnissen änderte 
sich folglich die wirtschaftliche Lage der Vogteien erheblich. 
Berücksichtigt man die in dieser Einkommensberechnung quantitativ nicht erfaßten 
weiteren Erträge und Leistungen der Bauern, so ergibt sich für die einzelnen Hof¬ 
größengruppen folgendes Bild: 
Höfe um 5 ha 
Nur Bauern in Orten mit guten Bodenverhältnissen konnten sich von den Erträgen 
ihres Hofes annähernd ernähren. Alle anderen mußten einem Nebenerwerb nach¬ 
gehen, Da sie in der Regel kein Zugvieh besaßen, blieb ihnen das Fuhrgeschäft 
versperrt, so daß sie durch Tagelohnarbeiten oder handwerkliche Tätigkeiten das 
Fehlende für sich und ihre Familie hinzuverdienen mußten. Auf längere Sicht 
jedenfalls verschuldete ihr kleiner Hof in solchem Maße, daß sie gezwungen 
waren, ständig Land und Vieh zu verkaufen, um Abgaben und Steuern zu entrich¬ 
ten und die hartnäckigsten Gläubiger zu befriedigen. 
Höfe um 10 ha 
Auch diese Höfe gerieten bei weniger intensiver Bewirtschaftung in die roten Zah¬ 
len. Bei gutem Boden und dem Anbau von Weizen blieben offenbar ein paar Gulden 
übrig, die dann in Jahren schlechter Ernte oder besonderer Belastungen gleich 
wieder hergegeben werden mußten. Da Gespann vorhanden war, konnten die 
Einkünfte in bescheidenem Rahmen durch Transporte von Kohlen, Holz, Kalk¬ 
steinen etc. gesteigert werden. Die Bauern der extensiver bewirtschafteten Höfe 
jedenfalls mußten von dieser Möglichkeit Gebrauch machen oder gingen dem 
gleichen Schicksal entgegen wie ihre weniger begüterten Nachbarn. 
Höfe um 20 ha 
Höfe dieser Größe erwirtschafteten im allgemeinen einen Gewinn. Baute man Wei¬ 
zen in der Drei- oder Vierfelderzone, blieb mit großer Wahrscheinlichkeit jährlich 
eine kleinere Summe übrig. Auch die Roggenbauer der Dreifelderwirtschaft konnten 
etwas sparen. Bei den felderlosen Systemen hingegen fiel der Reingewinn so be¬ 
scheiden aus, daß wohl nicht jedes Jahr etwas erspart werden konnte. Die roggen¬ 
bauenden Betriebe der Vierfelderwirtschaft durften nicht einmal darauf hoffen, 
schuldenfrei zu bleiben. Während die einen durch Fuhrdienste oder ein Handwerk 
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