den100. Das ist aber auch so ziemlich der einzige Ansatz zur Ursachenforschung der
Seuchen.
Die Untertanen hingegen schworen auf ihr „unfehlbares Mittelchen“, das kranke
Vieh zu kurieren. Hirten, Schmiede, Abdecker und Zigeuner versuchten sich mit
den Viehkrankheiten, aber die Erfahrung hatte durchgehends in allen Ländern und
zu allen Zeiten gezeigt, daß bei Viehseuchen die gebrauchten Arzneimittel nicht
geholfen, sondern der Erkranktheit Zeit gelassen haben, sich auszubreiten und die
Luft mit Ausdünstung zu füllen101. Folglich traf man Vorkehrungen, die es erst
gar nicht zum vollen Ausbruch einer Seuche kommen lassen sollten. Schon bei der
Einfuhr von Vieh aus fremden Staaten mußte der Händler glaubhaft Zeugnis
geben, wie das Vieh von keinen verdächtigen noch infizierten oder versteckten
Orten herkommen102 ist. Um die Verkäufer von allzu leichtfertigen Angaben ab¬
zuhalten, sollten sie je nach Tier und Krankheitsart bis zu sechs Monaten Garantie
für ihre Verkäufe leisten und im Schadensfälle den Kaufpreis ganz oder teilweise
erstatten103.
Man war verpflichtet, ernstlich erkrankte Tiere auf schnellstem Wege dem Ober¬
amt zu melden, durch den Meier und Hirten oder Abdecker besichtigen und bei
positivem Befund umgehend töten zu lassen104. Der Wasenmeister hatte das ver¬
endete Vieh samt Haut unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen zu begraben und
die Ställe auszuräuchern105 107.
Hörte man von Viehseuchen in den Nachbarstaaten, so wurde schnellstens be¬
kannt gemacht, daß wegen der in ... ausgebrochenen Hornviehseuche eine Sperr
gegen solche Dörfer angelegt worden seie, ... und alle Kommunikationen des
Hornviehs ... sorgfältig und bei schwerer Straf100 vermieden werden solle.
Die Pächter der Temporalbestandshöfe hingegen, das darf nicht unerwähnt bleiben,
hatten Mut, Mittel und Möglichkeiten, sich eingehender mit den Viehseuchen zu
beschäftigen. Und wenn dann einer von ihnen einen Weg fand, die Ursache einer
solchen Krankheit aufzudecken oder ein Mittel gegen sie zu finden, wurde er be¬
kannt im ganzen Lande und durch den Fürsten belohnt wie Hof rat Röchling, der
nach dem Befall seiner Eschberger Hofschafe mit Purpein 1778 dem gesunden
Schafvieh die Purpein annoch inokulieren ließ, als welches mit so glücklichem Er¬
folg geschehen, daß der größte Teil der Herde gerettet worden107 ist.
Der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts qualitativ und quantitativ steigende
Viehbestand war folglich ein Ergebnis der gestiegenen Futtermengen und ihres
100 Ebenda, § 103.
101 Marianne von der Leyen bei L. Eid, Marianne von der Leyen, S. 179.
102 LHA KO Best. 701 Nr. 458-7, Bl. 44; DO Fechingen § 8, Abs. 4.
103 J. M. Sittel, a.a.O., S. 389 ff.; VO v. 22. 7. 1763.
104 L. Eid, Marianne von der Leyen, S. 179.
105 J. M. Sittel, a.a.O., S. 426; VO v. 3. 5. 1769.
Die Bauern meldeten meist erst den Schaden, wenn das Tier verendet oder dessen
Zustand sichtlich hoffnungslos war, weil sie bei frühzeitiger Meldung gleich die
Tötung des Tieres von Amts wegen befürchteten und ihnen niemand den Schaden
ersetzte.
106 Stadt A SB, Stadtgericht Saarbrücken 53 (1787).
107 LA SB, Best. 22 Nr. 5252; ebenfalls bei A. Ruppersberg, Grafschaft II. Teil, S. 301
und E. Nolte, Zur Geschichte des Eschberges, in: ZGSaarg XIX, Saarbrücken 1971,
S. 189.
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