In Nassau-Saarbrücken gab es „früher in jedem Dorf ein buntes Durcheinander der
verschiedenen Bastardarten. Im allgemeinen war das Rind klein und degeneriert
und daher minderwertig“23. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts setzte sich all¬
mählich die Glanrasse durch24.
Der Rindviehbestand war in den Dörfern des Oberamtes Ottweiler recht unter¬
schiedlich. Größe und Güte der Weiden und Wiesen bestimmten den Umfang der
Rindviehhaltung. In der Meierei Stennweiler z.B., die qualitativ schlechtes Land
besaß, lagen die Rindviehzahlen deutlich unter denen anderer Regionen, dafür
aber waren Schafe und Ziegen in größerer Zahl vorhanden.
Im Durchschnitt hatten die Höfe des Oberamtes 8 Rinder25. Scholl irrt, wenn er
annimmt, daß „im Durchschnitt auf eine Haushaltung zwei Kühe kamen“26 und fer¬
ner behauptet, einige Orte des Oberamtes hätten überhaupt keine Rinderzucht
betreiben können. Die schon mehrfach erwähnte Salzliste widerlegt seine im übri¬
gen nicht begründete Ansicht.
Auf den Höfen zwischen 2 und 5 ha Land standen im Durchschnitt 2,4 Stück Vieh,
auf denen zwischen 5 und 10 ha das Doppelte. Die größeren Höfe zwischen 10 und
20 ha hatten 8,5 Stück Vieh und die großen über 20 ha sogar 13,4 Stück. Diese
Werte liegen bedeutend über denen anderer Gebiete27 und zeigen damit die außer¬
ordentliche Bedeutung der Viehzucht im Oberamt Ottweiler um 1740 an. Zentren
der Rindviehzucht waren die Meiereien Wiebelskirchen, Linxweiler und Dir¬
mingen, deren Besatzzahlen stets über dem Durchschnitt lagen.
Tabelle 37: Rindviehbestand auf den Bauernhöfen im Oberamt Ottweiler um 1740
Hofgröße
in ha
Meierei
2
bis 5
5 bis 10
10
bis 20
über 20
je
je
je
je
je
je
je
je
Hof
100
Hof 100
Hof
100
Hof
100
ha
ha
ha
ha
Stennweiler
2,3
64
4,3
54
7,7
49
11,4
56
Dirmingen
2,3
72
5,5
68
9,8
68
14,5
63
Linxweiler
2,9
69
6,1
81
9,9
70
15,9
67
Werschweiler
2,1
52
4,3
58
6,9
44
11,6
41
WiebelskirchenA
3,2
80
8,3
122
12,1
84
12,2
56
Neunkirchen
2,4
60
5,2
71
8,6
58
16,0
61
Oberamt Ottweiler
2,4
63
5,1
66
8,5
57
13,4
57
A) Werte nicht gesichert.
Quelle: errechnet nach H. V.
— A 515 und den Bannbüchern.
23 R. Saam, a.a.O., S. 116.
24 J. A. J. Hansen, a.aO., S. 57 und M. Müller, a.a.O., S. 60.
25 H.V. —A 515, Salzliste 1737.
26 A. Scholl, a.a.O., S. 82.
27 Vgl. F. Riemann, a.a.O., S. 43 ff.; F.-W. Henning, Ostpreußen, S. 57 f.; derselbe,
Paderborn, S. 79 f.
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