den sein mußte, wird durch den bedeutenden Umfang der Fuhrdienste verständ¬
lich. Die Meisenheimer und Saarbrücker Fahrten z.B. konnten nicht mit Ochsen
bewältigt werden, da die Entfernungen von vielen Teilen des Fürstentums groß
und die Straßenverhältnisse schlecht waren. In einigen Orten zwangen auch die
Geländeverhältnisse zur Beibehaltung von Pferden, denn in gebirgigem Gelände
ließ sich der Boden nur schwer bearbeiten, was nur mit einem schweren, vierspän¬
nigen Pflug bewerkstelligt werden konnte17. Ein weiterer Grund für die Abnahme
der Pferdebestände dürfte wohl die Umwandlung verschiedener Spanndienste von
der Naturalfron in eine Geldabgabe gewesen sein. Nun war man flexibler in der
Anschaffung und Haltung des Fronviehs, und manches Pferd wurde gegen einen
Ochsen ausgetauscht.
Der wichtigste Grund ist allerdings in der schwierigen Futtersituation zu suchen.
Die ständige Umwandlung von Dauergrünland in Ackerland entzog den Pferden
allmählich die Futtergrundlage. Bis zum Anbau neuer Futterkräuter wurde den
Pferden, die viel und immer das bessere fressen und wenig arbeiten können18, das
Futter knapp. Während Pferde neben Grünfutter und vorzüglichem Heu ständig
Hafer bekommen sollen, sind Ochsen mit qualitativ schlechterem Futter zufrieden¬
zustellen.
Leopoldt sieht die Vor- und Nachteile der Pferde- bzw. Ochsenhaltung folgender¬
maßen: ... es sind die Ochsen aber viel nützlicher, sintemal man einen alten Ochsen,
wenn er nicht mehr zum Zuge gut ist, noch mästen und schlachten oder verkaufen
kann. Ein alt Pferd muß man schlechterdings dem Abdecker und den Hunden
überlassen; viele erfahren, was sie vor Schaden durch Abgang der Pferde erlei¬
den19. Und Ch. Langethal bemerkt, die Pferdezucht „erfordert noch mehr Ausgaben
als die Rinderzucht, und es gab viele Ökonomen, welche sogar die Anzahl der
Zugpferde zugunsten der Zugochsen soviel als möglich verkleinerten“20.
Über die Anzahl der Fohlen und darüber, ob sie ausreichten, den Bedarf in Nassau-
Saarbrücken aus der eigenen Nachzucht zu decken, liegen keine Angaben vor.
Auch über die Rasse der Tiere ist nichts Genaues bekannt. M. Müller erwähnt,
Pferde und Rindvieh hätten einer kleinen, genügsamen Rasse angehört, und die
besseren Pferde wären aus den Ardennen und Belgien gekommen21. Angaben über
Pferdegewichte konnten nicht gefunden werden. Die Mitteilungen über die Ochsen
sind ebenfalls spärlich. So hatten siebenjährige Ochsen auf dem Dudweiler Hof ein
Gewicht zwischen 9,5 und 11 Zentnern, sechsjährige eines von 8 Zentnern und neun¬
jährige eines von 9 Zentnern22.
Die Berechnung des Zugkräftebestandes muß sich, wie Tabelle 36 zeigt, auf eine
Quelle des Oberamtes Ottweiler stützen. Danach hatten die Höfe der Bauern mit
einer Hoffläche von mehr als 20 ha durchschnittlich 6,4 Stück Zugvieh, die Höfe
17 Nach Zegovitz, a.a.O., S. 359.
18 Nach Ch. Borchardt, Fruchtfolgesystem und Marktorientierung als gestaltende Kräfte
der Agrarlandschaft in Bayern, Saarbrücken 1960, S. 59.
19 Leopoldt, zit. bei Th. v. d. Goltz, a.a.O., S. 271 f.
20 Ch. Langethal, a.a.O., S. 242.
21 M. Müller, a.a.O., S. 60.
22 LA SB, Best. 22 Nr. 2554, Bl. 13—16; diese Angaben eines Temporalbestandshofes
dürfen nicht ohne weiteres verallgemeinert werden.
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