2.1 Zugvieh
Die Bauern hielten Ochsen und Pferde als Arbeitstiere. Zu Beginn des 18. Jahrhun¬
derts überwog noch der Anteil der Pferde, in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts
der der Ochsen am Zugviehbestand. Die Köllertaler Pferde wurden auf den um¬
liegenden Märkten gerne gekauft7.
Im 16./17. Jahrhundert scheint der Pferdeverkauf in wesentlich größerem Umfang
betrieben worden zu sein, denn Hansen und Krajewski berichten, daß „die Pferde¬
zucht allgemein in der Herrschaft Ottweiler in Blüte gestanden haben muß“8. Daß
Kühe angespannt wurden, kam ganz vereinzelt vor in Ludweiler9, Landsweiler,
Schiffweiler, Dirmingen, Berschweiler, Niederlinxweiler, Fürth, Münchwies, Mit¬
tel- und Oberbexbach10.
In der Herrschaft Ottweiler züchtete man um 1572 fast ausschließlich Pferde11,
und 1613 scheint sich dieser Zustand noch nicht geändert zu haben12. Der Dreißig¬
jährige Krieg zerstörte die Pferdebestände weitgehend, so daß die Bauern zur
Ochsenhaltung überwechselten. Die Viehzählung von 1684 durch die Franzosen
weist aber schon wieder 69% Pferde am Zugviehbestand aus13. Aus Gründen,
die noch weiter unten erläutert werden, ging man zu Anfang des 18. Jahrhunderts
erneut mehr zur Ochsenhaltung über. Bis 1741 war daher der Pferdeanteil am
Zugviehbestand auf 47% gesunken14; 1763 wurde mit 29% der Tiefstand er¬
reicht15. Wegen des großen Bedarfs an Pferden während der Koalitionskriege stieg
der Pferdeanteil bis 1799 wieder auf 39 %16.
Zentren der Pferdezucht im Oberamt Ottweiler, so zeigt Tabelle 35, waren um die
Mitte des 18. Jahrhunderts Dirmingen, Linxweiler und Stennweiler, die der Ochsen¬
zucht Neunkirchen, Werschweiler, Wiebelskirchen und Bexbach.
Im Oberamt Saarbrücken lag der Ochsenbestand zur gleichen Zeit über dem der
Pferde. Innerhalb von nur drei Jahren fiel der Pferdeanteil um 4% ab. Nur die
Gemeinde Rösseln war und blieb den Pferden treu; alle anderen Meiereien des
Oberamtes widmeten sich stärker der Ochsenzucht. Im Warndt (Ludweiler/Lauter-
bach) kamen auf ein Pferd gleich acht Ochsen. Die Futtermöglichkeiten waren in
diesem Waldgebiet für Pferde sehr ungünstig.
Die Bauern im Oberamt St. Johann hingegen benutzten im 18. Jahrhundert vor¬
nehmlich Pferde als Zugtiere. Die Pferdeanteile in den Meiereien Engelfangen und
Hilschbach lagen 1755 weit über 80%. Ähnlich sah es auch in der Meierei Fal-
7 Nach O. Beck, a.a.O., S. 215.
8 B. Krajewski, a.a.O., S. 63 und J. A. J. Hansen, a.a.O., S. 57.
9 LA SB, Best. 22 Nr. 3275, Bl. 156—163.
10 H.V. — A 515; A. Scholl, a.a.O., S. 81, irrt also, wenn er sagt, daß „für das 17./18.
Jahrhundert keine Tabellen vorliegen, daß Kühe als Zugvieh gehalten wurden“.
11 J. A. J. Hansen, a.a.O., S. 57.
12 Vgl. K. Hoppstädter, Frondienste auf dem Baltersbacher Hof, in: Geschichte und
Landschaft Nr. 79, Saarbrücken 1967, Bl. 1.
13 P. Krämer, a.a.O., S. 63; für den Bereich des Bliestales.
14 LA SB, Best. 22 Nr. 6902 und A. Fürst, a.a.O., S. 233—305.
15 H.V. —A 515.
16 Zegovitz, a.a.O., S. 401.
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