ernder Unterernährung, den zu schildern und zu beklagen die Zeitgenossen nicht
müde werden“4.
Wie dies im einzelnen aussah, schildert Ch. Langethal5:
„Da man im allgemeinen wenig oder kein Futter auf Äckern baute und die Wiesen
nicht schonte, ging das Futter gewöhnlich schon im März zu Ende, die Schafe
mußten, sobald der Schnee das Land verließ, auf Wiesen ihr spärliches Futter su¬
chen und kamen nach dem 11. Mai und auch später noch, von den Wiesen zur
Trift.
Den Kühen suchten im Frühling die Mägde auf Brachen und Saatfeldern junges
Futter, das wurde mit Stroh vermengt und reichte eben nur hin, die Tiere am Leben
zu erhalten. Erst wenn die Waldweide kam, erholten sie sich. Mit dem Eintritte
der Sommerhitze entstand neue Not; das Vieh, gepeinigt von Hitze, Staub, Insek¬
ten und Hunger, lief auf den Weiden umher, stürzte sich gierig auf einzelne ge-
meinlich durch stehende Nässe noch mit grünen Pflanzen bestandene Stellen und
holte sich dort Krankheit und Tod.
So kam der Herbst, wo die Schafe auf Stoppeln, die Rinder auf Wiesen wieder ein
reichliches Futter fanden, bis im Spätherbst die Rinder ihre Ställe bezogen, während
die Schafe ihr sämtliches Futter noch auf den Wiesen suchen mußten. Auf diese
Weise konnte es nicht fehlen, daß öfters große Seuchen die Herden verheerten,
und kam ein spätes Frühjahr, so starben die Schäfereien von ein Viertel bis zur
Hälfte vor Nahrungsmangel aus.“
Die bedeutenden Anstrengungen zu einer verbesserten Viehhaltung in den letzten
Dekaden des Jahrhunderts brachten dann eine Änderung.
2. Der Viehbestand
Im Fürstentum wurden Pferde, Ochsen, Kühe, Schweine, Schafe, Ziegen und Ge¬
flügel gehalten. Es gab Zentren der Pferde- und Ochsenhaltung, bzw. der Schweine-
und Schafzucht6.
4 W. Abel, Wandlungen des Fleischverbrauchs und der Fleischversorgung in Deutschland
seit dem ausgehenden Mittelalter, in: Berichte über Landwirtschaft XXII, Berlin 1931,
S. 441.
5 Ch. Langethal, a.a.O., S. 359 f.
6 Statistisches Material ist teilweise abgedruckt bei J. Becker, a.a.O., S. 82; N. Blesius,
a.a.O., S. 53; E. H. Ecker, a.a.O., S. 87; L. Eid, Wirtschaftsgeschichte, S. 170 u. 178;
P. Kraemer, Land und Leute im oberen Bliestal, in: Saarheimat, 7. Jahrg. Heft 12,
Saarbrücken 1963, S. 358 ff.; P. Krämer und H. Stockhausen, 1100 Jahre Niederlinx¬
weiler, Niederlinxweiler 1964, S. 101; B. Krajewski, a.a.O., S. 63; Louis und Geibert,
Chronik von Oberbexbach und Frankenholz, Oberbexbach 1910, S. 33; G. Remy,
Heimatbuch von Wellesweiler, Neunkirchen 1951, S. 35 f.; E. v. Schlechtendal, a.a.O.,
S. 25 u. 28; K. Schwingel, Wirtschaft und Recht, S. 174 f; H. Weyand, a.a.O., S. 52,
54, 55; Zegovitz, a.a.O., S. 401; J. Zewe, a.a.O., S. 65.
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