Full text: Die Bauernwirtschaften des Fürstentums Nassau-Saarbrücken im 18. Jahrhundert

Fünftes Kapitel 
DIE VIEHHALTUNG 
Im Verlauf des 18. Jahrhunderts trat im Fürstentum Nassau-Saarbrücken eine 
Wandlung in der Viehhaltung ein. Die Bauern konnten zwar noch keine bedeuten¬ 
den züchterischen Erfolge vorweisen, suchten aber die Ernährung des Viehs auf 
eine breitere Grundlage zu stellen. Die wachsende Bevölkerung führte eine Ände¬ 
rung im Ackerbau und der Viehhaltung herbei. 
1. Die Viehzucht 
Im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts kam dem Ackerbau auf Grund der Boden¬ 
beschaffenheit keine besondere Bedeutung zu. Das noch an den Folgen des Dreißig¬ 
jährigen Krieges leidende Fürstentum hatte genug Land zur Verfügung, welches von 
den Bauern nur insoweit unter den Pflug genommen wurde, als es die bescheidenen 
Lebensansprüche forderten. In einer Notiz von 1730 heißt es, daß im Köllertal die 
Nahrung des gemeinen Mannes mehrenteils die Viehzucht ist1. Auf eine diesbezüg¬ 
liche Frage im Oberamt Ottweiler hätte man zur Antwort bekommen: Die Haupt¬ 
nahrung besteht in Viehzucht und schlechtem Ackerbau2. Zur Beschaffung des 
Brotgetreides genügten die relativ kleinen Flächen des Dungackerlandes und die 
Ernten aus der Schiffeiwirtschaft. Das Vieh reichte zur erforderlichen Produktion 
von Fleisch, Milch, Butter, Eiern, Käse, Wolle und Dung aus. Äcker und Wiesen 
standen in günstiger Relation zueinander, und die in der zweiten Hälfte desselben 
Jahrhunderts bestehenden Probleme der Futter- und Dünger beschaff ung kannte 
man noch kaum. 
Das Vieh stand den größten Teil des Jahres auf den Wiesen und Weiden3 und kam 
nur in den kältesten Monaten in den Stall. Mit zunehmender Bevölkerung mußte 
aber im Laufe des 18. Jahrhunderts ständig Wiesen- und Weideland umgebrochen 
werden, um die Ernährung der Menschen mit Brotgetreide sicherzustellen. Die 
Weideflächen schrumpften erheblich. Da man auch weiterhin den verbleibenden 
Wiesen und Weiden die gleiche geringe Sorgfalt wie zuvor angedeihen ließ und der 
Feldfutterbau noch in seinen Anfängen steckte, „wurde die Futterbasis der Viehhal¬ 
tung zusehends knapper und das Vieh geriet in jenen erbärmlichen Zustand dau¬ 
1 LA SB, Best. 22 Nr. 2309, S. 105. 
2 H.V. — A. 515. 
3 Vgl. R. Krzymowski, a.a.O., S. 163 f. und J. Diehl, a.a.O., S. 99. 
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