Beschriftungen:
DO(MI)NE IN SIMPLI CI DA T Ea> CUNCTIS MEIS PECCÄTIS MISERERE7).
Personenbezeichnungen:
ADOLPHUS COMES DE NASSAVW REX ROMANORUM.
Vier Söhne rechts:
HEINRICUS RUPHERTUS GERLACUS ADOLPHUS.
Links Imagina, drei Töchter und drei Söhne, zwei zu Füßen der Mutter kniend:
IMAGINA REGINA UXOR REGIS ADOLFI ADELHEID YMAGINA,
MECHTILD WALTRAM WALTRAM ADOLF.
Todesdatum Adolfs: 1298
Dieses Gemähld find, sich im Closter Clarathal bei Wießbaden in der Kirch(en) im Niedern
Cohr uf der linken Seiten in der Höhe uf die Mauer gemahldt.
a) Richtig SIMPLICITATE.
Das Königspaar stützt ein Kirchenmodell mit erhobenen Händen. Die Stifter knien bzw. ste¬
hen auf einem mit rundbogiger Arkatur gestützten Sockel; oben eine gemalte Baldachin-Archi¬
tektur mit perspektivischen Elementen. Im Mittelfeld des reichgegliederten, dreiteiligen Kiel¬
bogenabschlusses thronend Christus und Maria. Ihre Darstellung entspricht ikonographisch we¬
der der Krönung Mariä noch der Segnung Mariä; in beiden Fällen müßte Maria gefaltete Hän¬
de haben. So nimmt es nicht wunder, wenn der Gedanke aufkam, es handele sich um das heili¬
ge Kaiserpaar Heinrich II. und Kunigunde 8). Die wie Christus gekrönte und nimbierte Maria
weist mit deutlichem Empfehlungsgestus auf die Stifterfamilie; Christus wiederum weist de¬
monstrativ auf Maria, so daß anzunehmen ist, daß der Schöpfer des Wandgemäldes einen
besonderen Auftrag für diese vom üblichen abweichende, individuelle Darstellung hatte.
König Adolf wurde geboren um 1248 als zweiter Sohn des Grafen Walram, des Begründers
der walramischen Linie des Hauses Nassau, und der Adelheid von Katzenelnbogen. Um 1271
vermählte er sich mit Imagina, Tochter des Grafen Gerlach von Isenburg-Limburg. 1292 wurde
er zum deutschen König gewählt, im siebten Jahr seiner Regierung aber wieder abgesetzt.
Er fiel in der Schlacht bei Göllheim am 2. 7. 1298 gegen Albrecht von Habsburg und wurde
7) „Herr erbarme dich aller meiner Sünden, die ich in Einfalt meines Herzens begangen habe.“ — Schro-
he, in: Nassauische Heimatblätter 26, 1925, S. 41 ff., mit Abb. des Stifterbildes, überliefert einen an¬
deren Text nach der Chronik des Ludwig Resch aus Mainz von 1660/70: „In Einfalt meines Hertzens
hab ich alles aufgeopfert.“ Er weist darauf hin, daß der Dors’sche Text nicht biblisch überliefert ist,
wohl dagegen Reschs Version, die lat. lautet: „Ego in Simplicitate cordis mei laetus obtuli universa
haec“, ein Ausspruch Davids bezüglich des von ihm gestifteten Tempelbaues. Die Klarenthaler In¬
schrift könnte gut, so Schrohe, auf dieser Version aufgebaut haben („Deus“ für „Ego“, dazu Verle¬
sungen durch Dors).
8) Schrohe S. 41.
87