Aktenfaszikel des Wiesbadener Archivs sind angefüllt mit den verschiedensten Formen, an¬
gefangen von einfachen Skizzen 91) bis hin zu zeichnerisch sauber ausgeführten „Ahnenbäu¬
men“ (Abb. 6) 92 93) und gemalten Ahnentafeln 9;i).
Ein höchst interessantes Beweisstück dafür, daß Henrich Dors in Saarbrücken wohl unmittel¬
bar von Andreae Direktiven bekam und wichtige kartographische Arbeiten durchführte, ist
der Abriß über die Glaidtstraß (Abb. 7)94). Detaillierter als die nachfolgend genannten Kar¬
ten ist auf dieser Karte ein präzises Straßennetz wiedergegeben, das ein Gebiet umschließt,
das ungefähr von den Orten Zweibrücken, Homburg, Waldmohr, Ottweiler, Lebach, Waller¬
fangen, Berus, Tännchen, Metz, St. Avold, Püttlingen, Saareinsmingen, Dalheim und Böck-
weiler begrenzt wird. Die großen Landstraßen nach Trier, Luxemburg, Brabant, St. Nicolas-
de-Port, Nancy, Dieuze, Straßburg und Basel strahlen hiervon weiter aus. Das zugehörige
Aktenstück, jetzt in Saarbrücken95), gibt weitere Auskunft und zählt sechs weitere, von Dors
gefertigte Abrisse auf, die Andreae fast alle in seine Genealogiebücher aufgenommen hat.
91) Vgl. etwa HHStA Wiesbaden Abt. 130 II A 50, fol. 19. — Nur geschrieben sind die Ahnentafeln des
Grafen Philipp I. (Abt. 130 I/I, 1, Nr. 4 e, fol. 14), seiner zweiten Gemahlin Elisabeth von Lothringen
(fol. 9) und ihres Sohnes Philipp (II.) (fol. 8), alle vermög der Sarprückischen Rollen, daruf die Wa-
pen gemahlt. — Zu nennen wäre hier auch die Ahnentafel des Grafen Ludwig II. nach der Genealo¬
gie im großen Saal zu Sarprücken; sie sollte dokumentieren, wie die Anichenwaappen an den Särcken
und Epitaphiis pflegen verschrenckt zu werden (Abt. 130 II A 17).
92) Bemerkenswert ist die leider beschädigte Skizze des Ahnenbaums mit jeweils drei Ahnengenerationen
des Grafen Philipp I. und seiner zweiten Gemahlin Elisabeth von Lothringen (HHStA Wiesbaden Abt.
130 II A 50, fol. 33), vielleicht nach der mehrfach genannten älteren Saarbrücker Tafel. Wir wüßten
dann Einzelheiten der Ausführung: Wappenschilde, darüber Schriftbänder. — Sehr sauber sind aus¬
geführt die Ahnenbäume jeweils für Graf Albrecht und seine Gemahlin Anna von Nassau-Dillenburg
(Andreae 1002/1, zw. S. 168 u. 169; Abb. 6; vgl. auch Hauck, Grabdenkmäler Taf. 23). Aus der Bei¬
schrift geht hervor, daß diese Darstellung die Form einer Genealogientafel hatte. Die Namen stehen
statt in Wappenschilden hier in Kreisen. Belegt sind fünf Ahnengenerationen, wobei die Gesamtform
der Tafel durchaus an einen Pfauen erinnert. In derselben Art und Weise sind angelegt die Ahnen¬
bäume für den Sohn, Graf Ludwig II., und dessen Gemahlin Anna Maria von Hessen (Andreae 1002/
1, S. 215 u. 217).
93) Vgl. Andreae 1002/12, im hinteren Teil des unfoliierten Bandes, Ahnenbaum mit Wappen des Johann
August, Wild- und Rheingrafen. — Die Malerei auf Pergament läßt an eine Aufschwörtafel denken.
— Der Vorbereitung solcher Malereien dienten wohl die verschiedenen Zusammenstellungen farbiger
Wappen (Andreae 1002/1, Beilage, für Elisabeth von Lothringen; 1002/1, S. 329 ff., für Erika von
Manderscheid). — Andreae hat auch Wappen aus der Mainzischen deutschen Chronik ausgeschnitten,
aufgeklebt und koloriert (1002/1, S. 76, 1002/2, fol. 26v, 32v, 39). — In 1002/8, fol. 159 befindet sich
ein großes farbiges Wappen Geroldseck.
94) LHA Koblenz Best. 702, Nr. 9179 und 9180; das zugehörige Aktenstück (Best. 22, Nr. 4644, jetzt im
LA Saarbrücken). — Für den Hinweis danke ich Herrn Dr. H. W. Herrmann. — Vgl. jetzt über die
Karte Fritz Hellwig, Zur älteren Kartographie der Saargegend, in: Jahrbuch für westdeutsche Landes¬
geschichte 3, 1977, S. 226 und dort Abb. 17.
95) Vgl. Anm. 94. — Andreae vermerkt, daß Dors ältere und größere Vorlagen benutzte, die sich bei der
Saarbrücker Registratur befunden hätten, im obersten vorderen Gewölb; vgl. Hellwig a.a.O., S. 226.
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