Am 22. Dezember 1629 schrieb Dors aus Idstein an den Sekretär Johann Gottfried Kolb in
Saarbrücken* 27), daß er auf Befehl des Grafen Johann Ludwig von Nassau-Hadamar (1590—
16 5 3 ) 28) die nassauische Genealogia oder Stambaum der samptlichen Graven von Nassau ab¬
geholt habe, die er für seinen Herrn abmalen solle. Der Graf zu Hadamar habe ihm nun zwar
aufgetragen, sie an den Grafen Wilhelm Ludwig nach Saarbrücken zu schicken, da die Genea¬
logie jedoch nur schlecht uff Papier geriessen und nicht ist, einem Herrn ein solches zu über¬
schicken, da auch kaum durch die Angaben durchzufinden sei, möge Kolb den Grafen Wil¬
helm Ludwig entsprechend unterrichten. Falls der Graf aber ebenfalls eine gemalte Genealogie
haben wolle, möge Kolb ihn, Dors, verständigen. Er werde sich dann uffs fleissigst darum
bemühen, sofern eine feste Vereinbarung über Lieferzeit und Bezahlung getroffen werde. Im
Schlußsatz teilte Dors mit, er habe die bayrische(n) Heiligen noch nicht vergessen, die er Kolb
zu malen versprochen habe. Die Verbindung zwischen Kolb und Dors scheint also schon län¬
gere Zeit bestanden zu haben.
Bei der Genealogie, die Dors — wie eindeutiger aus dem nächsten Schreiben hervorgeht —
in Hadamar abholte, könnte es sich um Arbeiten von Johann Textor gehandelt haben, der
damals bereits seine „Genealogie“ publiziert und sich ausgiebig in Zusammenarbeit mit Jan
Orler mit genealogischen Forschungen beschäftigt hatte 29).
3. Johann Dors, 1619 genannt als Gleser (Kirchenbuch Idstein), heiratete in diesem Jahr die Toch¬
ter Anna Katharina des verstorbenen Pfarrers Ehren-Henrici. Eine weitere Tochter des Pfarrers
heiratete den älteren Bruder Johann, ebenfalls Pfarrer, des Malers Henrich Dors (vgl. Fritz Dienst¬
bach, Die Familien des Kirchspiels Altweilnau, Frankfurt/M. 1958, Nr. 217—221 a).
26) HHStA Wiesbaden Abt. 130 II A 18 und 19. — Der Band 18 enthält über die Dors betreffenden
Schriftstücke hinaus eine Korrespondenz zwischen den Grafen Friedrich und Johann Ludwig von 1664
und eine lange Liste der Errata oder Fehler, so sich in der gemalten nassauischen Genealogientafel be¬
finden und zu corrigiren wehren. — Zu den sonst benutzten Quellen vgl. das Quellenverzeichnis. —
Die obengen. Akten sind schon einmal von F. W. E. Roth für eine kleinere Arbeit (Zur Genealogie des
Hauses Nassau walramischer Linie im 17. Jh., in: Archiv für Familien-, Wappen- und Siegelkunde 1,
1914, S. 9—11) ausgewertet worden. Der Aufsatz wurde fast wörtlich wiederabgedruckt unter dem Ti¬
tel „Genealogische Arbeiten für die walramische Linie im 17. Jh.“ (in: Nassovia 17, 1916, S. 134—136).
Sonderbarerweise spricht Roth darin vom „Epitaphienbuch in zwei (!) Bänden mit farbenprächtigen
(!) Zeichnungen“ (Ausrufezeichen vom Bearbeiter).
27) HHStA Wiesbaden Abt. 130 II 18, fol. 5 und 7 f., mit der Dors’schen Petschaft (Vgl. Abb. 1 a/b —
Zum Wappen Dors vgl. Zimmermann, in: Mitteilungen der westdeutschen Gesellschaft für Familien¬
kunde 10, 1938, Sp. 31 ff., Nr. 27). — Das Datum alten und neuen Stils ist wie üblich in Bruchform
geschrieben. Nassau-Saarbrücken hat bekanntlich wie andere evangelische Länder erst 1700 den alten
Julianischen Kalender aufgegeben und den neuen Gregorianischen übernommen (vgl. Ruppersberg, Ge¬
schichte der Grafschaft Saarbrücken, Bd 2, S. 185). Hier und im folgenden wurde in den neuen Stil
umgerechnet.
28) Er gehörte also der ottonischen Linie der Nassauer an. Da er 1629 katholisch wurde, belehnte ihn der
Kaiser 1637 mit den Gebieten der walramischen Grafen (Keller, Drangsale S. 104 ff. und 312 ff.).
29) Nach Kremer, Originum I, S. 36, hatten die Dillenburger Grafen 1607 beschlossen, Freherus mit der
Darstellung ihrer Geschichte zu beauftragen und die Genealogien zu überprüfen. Aber Textor scheint
übereifrig gewesen zu sein, die alten Legenden vom Ursprung des Hauses Nassau erneut zu fixieren,
im Gegensatz zu Orler, der seine Tafel A mit Otto von Nassau beginnen läßt. Kremer, Originum I, S.
58 bewundert ihn, trotz aller Unzulänglichkeiten, wegen seines Sammlerfleißes.
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