Teil dieser Wüstungen konnte nur mit Hilfe der Flurnamen festgestellt
werden. Es sind auch in einzelnen Fällen Siedlungsverlegungen (z. B. Alter¬
bringen und Altharlingen) zu beobachten. Die -ingen-Orte sind stark
wüstungsanfällig.
Die Endung -dorf (insgesamt: 15, davon 4 unsicher) ist überwiegend in der
Gegend des Saargaues zu beobachten (Ausnahme: Bliedersdorf im Bliesgau
und Nunndorf im Fischbachtal). Außer Neudorf fielen die elf Dörfer recht
früh wüst. Dagegen wurden Reiskirchen und Volkerskirchen relativ spät auf¬
gelassen. Im Verzeichnis sind 27 -hausen-Orte (davon 6 unsicher) aufgenom¬
men, die zum Teil nur durch Flurnamen ermittelt werden konnten. Beispiel:
Abenhausen, Leimhausen, Hermannshausen, Schweighausen (spät wüst),
Eckelhausen (wieder besiedelt). In der Pfalz (mit Lk. Homburg und St. Ing¬
bert) zählte E. Christmann 76 -hausen-Orte, wovon 46 (rund 60 Prozent)
wieder verlassen worden sind181. Er setzt die Zeit ihrer Gründung in die
2. Hälfte des 8. Jahrhunderts.
Die Gruppensiedlungen mit der Endung -hofen (26, davon 2 unsicher) sind
ohne die Namen aufgegangener Ortsteile wie z. B. Henselhofen berück¬
sichtigt. Der vielfach belegte Flurname „Wiedenhofen" wurde nicht aufge-
nommen, weil es sich hier eindeutig um das Pfarrgut (Wittum) handeln muß.
Die größte Gruppe der Wüstungen stellen die Weilerorte mit rund 90
(10 unsicher) verlassenen Orten. Nachdem jeweils eine Verlesung von
Weiher (Bsp. Spitzweiher) ausgeschaltet ist, können die Namen dieser
Gruppensiedlungen aus den Flurbezeichnungen gewonnen werden. Die star¬
ke Wüstungsanfälligkeit dieser Siedlungen des ersten Landesausbaues in
der Merowingerzeit (Entstehung zwischen 600—750) wurde vielfach auf die
weniger günstigen Böden und auch ungeeigneteren, besiedelten Stellen
(vgl. Landnahme) zurückgeführt182. In fast allen saarländischen Bereichen
tritt dieser Typus auf (Schwerpunkt: Nordosten/St. Wendeier Land). Viel¬
fach sind heute noch diese Weilerorte als Tochtersiedlungen von älteren Ort¬
schaften erkennbar: Medelsheim-Willer, Ormesheim-Lindweiler (Rilchingen-
Hanweiler, Ehlingen-Erfweiler etc.). Auffällig ist auch die Ähnlichkeit bzw.
die Gleichheit des Namens: zweimal Alsweiler, viermal Eschweiler, viermal
Geis- oder Gersweiler, zweimal Landsweiler. E. Christmann hat für die
Pfalz eine Wüstungsquote von 62,5 Prozent unter den Weilerorten festge¬
stellt. über die Hälfte aller saarländischen Weilerorte fiel wieder wüst.
Der Anteil an der Gesamtzahl der Wüstungen beträgt etwa ein knappes
Viertel bis ein Fünftel.
Die Ortsnamen der Endung -bach sind allein vom Flurnamenmaterial her
kaum auszumachen. Da die Namen der Rodungszeit überwiegend Lage¬
bezeichnungen sind, müssen vorwiegend die urkundlichen Belege heran¬
gezogen werden. Dabei entstehen bei der Lokalisierung Schwierigkeiten,
181 E. Christmann, Der frühmittelalterliche Landesausbau an Hand der Sied¬
lungsnamen. Pfalzatlas Nr. 13, S. 54.
182 E. Christmann, Sdlsnamen Pfalz III, S. 49 ff.
51