Full text: Die Wüstungen des Saarlandes

In diesem Zusammenhang ist es auch interessant, mehrere Wüstungs¬ 
quotienten (wie z. B. K. Lenz) für die einzelnen Epochen zu berechnen167. 
Leider wird dies auf Grund der Queilenlage selten möglich sein. Was den 
genannten Methoden nun aber vor allem fehlt, ist der Bezug auf den Raum 
und die exakte Angabe der Intensität. Erst die genaue Vorstellung vom 
Umfang eines behandelten Gebietes, in dem sich raumgebundene und raum¬ 
bezogene Vorgänge abspielten, schaffen eine solide Grundlage des Ver¬ 
gleichs: Schließlich ist es nicht gleichgültig, ob auf 2567,000 km2 oder auf 
256,700 km2 etwa 420 Wüstungen kommen. Damit sind wir zur dritten Be¬ 
rechnungsart gelangt, nämlich zu der sog. mittleren „Wüstungsdichte". Diese 
Methode, bei der die Anzahl der Wüstungen mit der Fläche in Verbindung 
gebracht wird, schlug D. Weber vor168. Diese Methode fragt: Auf wieviel 
Quadratkilometer kommt ein untergegangener Ort? Es wird also die Anzahl 
der Wüstungen, mittlere Zahl der Ortswüstungen pro Flächeneinheit, die in 
einer bestimmten Landschaft auf den Quadratkilometer entfallen, berechnet. 
Statistisch gesehen, ist dies durchaus eine Lösung, jedoch fehlt der innere 
Bezug zur Landschaft als Siedlungsraum. Ferner ist sie eine bloße Funktion 
der Ortsdichte. So kann z. B. in einem dünnbesiedelten Waldgebiet das 
Vorkommen von 10 Wüstungen eine große Zahl darstellen, wenn nämlich 
nur weitere zehn Siedlungen, die bis heute bestehen, dort gefunden werden. 
Legt man nun die genannte dritte Methode zugrunde, so ergibt sich für 
dieses Gebiet aber nur eine geringe Wüstungsdichte. In dichtbesiedelten 
Landschaften dagegen erscheint eine zu hohe Wüstungsdichte im Verhältnis 
zur Durchschnittszahl, obwohl nur ein geringer Prozentsatz der Orte abge¬ 
gangen sein kann. Wenn z. B. auf altbesiedelten Gauflächen auf 30 km2 etwa 
fünf Wüstungen kommen, so haben wir zwar eine relativ hohe Dichte; es 
ergibt jedoch ein anderes Bild, wenn auf diese fünf Wüstungen fünfzehn 
Siedlungen kommen. Außerdem erhält der Historiker keine Antwort auf 
die Frage, wieviel denn nun von den zur Zeit der höchsten Siedlungsdichte 
des Mittelalters vorhandenen Ortschaften in den folgenden Jahrhunderten 
wieder verloren gingen. Für den Siedlungsforscher ist die Wüstungsdichte 
nur bedingt brauchbar169. Um in diesem Sinne nun zu exakten Ergebnissen 
zu kommen, muß man diese Methode erweitern. Sowohl die Siedlungsanzahl 
als auch die Flächen, auf denen die Wüstungen ausgebreitet waren, 
müssen berücksichtigt werden. Und sowohl die Zahl der Ortschaften, die 
damals bestanden, als auch die räumliche Ausbreitung müssen mit den wüst 
gewordenen Siedlungen in Beziehung gesetzt werden. 
167 K. Lenz, Die Wüstungen der Insel Rügen, in: Forsch, z. dtsdi. Landeskunde, 
Bd. 113, 1958, S. 67 ff. 
168 D. Weber, Die Wüstungen in Württemberg, in: Stuttgarter geographische 
Studien, Heft 4/5, 1927, S. 114 u. 192. 
169 K. Fehn, Die Wüstungsforschung in Deutschland, in: Deutsche Gaue, Kauf- 
beuren, Bd. 55/56, 1963/64, S. 67—78, bs. S. 73: „Diese (mittl. Zahl d. Wüstungen 
pro Quadratkilometer) läßt vor allem die verschiedene Siedlungsdichte vor der 
Wüstungsperiode außer acht und läßt sich deshalb höchstens für gleichartige 
Landschaften verwenden." Vgl. auch H. Pohlendt, Verbreitung ma. Wü. in 
Deutschland, S. 8 f. 
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