Full text: Die Wüstungen des Saarlandes

Wissenschaftszweig gewiß noch viele wertvolle neue Anregungen er¬ 
halten145. 
Ein großes Problem steht jedoch dieser Methode und zugleich den folgenden 
chemisch-physikalischen Methoden im Wege, und zwar die enorme Sied- 
lungs- und Industrieballung im Saarraum, die kaum noch offene Flächen 
übrigläßt. Eine archäologische Landesaufnahme wird vielleicht noch eine 
Reihe von Wüstungen (ohne bekannten Namen) entdecken. 
Durch Untersuchungen von Bodenproben, die entweder die chemische Zu¬ 
sammensetzung oder den Gehalt an winzigen anthropogenen Resten fest¬ 
stellen, wird der genaue Standort der ehemaligen Siedlung durch die soge¬ 
nannten Phosphat-146, Laktat-147, C-14-Methoden148 und die Mikroschür¬ 
fung149 ermittelt. Die meisten Ergebnisse, die dann auch als die sichersten 
anzusprechen sind, werden die Untersuchungen einbringen, welche die ein¬ 
zelnen Methoden miteinander kombinieren150. Vor allem aber wird die 
Problemstellung nicht zu eng gefaßt sein und das Forschungsobjekt nicht 
nur aus einem Blickwinkel heraus behandelt. 
Reste von Siedlungen können Kirchen, Mühlen und Höfe sein. Kirchen 
und Kapellen blieben meist länger erhalten als Dörfer, da diese Gebäude 
in der Regel die einzigen Steinbauwerke der Siedlung waren151. Oft hatte 
der zugehörige Kirchhof ebenfalls noch Bestand. Im Jahre 1564 ist die 
Capell von Reißkirchen der von Erbach Pfarrkirch und Begräbnis152. Im 
selben Jahre ist von dem Dorf Fronsbach nur noch die Kirche erhalten und 
dient den Bewohnern der benachbarten Gemeinden von Rohrbach und 
Hassel als Pfarr und Begräbnis153. Ein ähnlicher Fall ist für die Kirche des 
ehemaligen Dorfes Volkerskirchen bekannt. Sie hat die Funktion der Piarr- 
145 W. Janssen, Archäologische Wüstungsforschung, S. 29 ff. — Ders., Mittel¬ 
alterliche Dorfsiedlungen, S. 356 ff. — Ders., Probleme und Ergebnisse der 
Wüstungsforschung im südwestlichen Harzrandgebiet, in: Wüstungen in 
Deutschland, Ein Sammelbericht, hrsg. von W. Abel, Frankfurt 1967, S. 49—67. 
— Ders., Königshagen ein archäologisch-historischer Beitrag zur Siedlungsge¬ 
schichte des südwestlichen Harzvorlandes, Hildesheim 1965. 
146 W. Lorch, Nachweis ehemaliger Wohnplätze durch die Phosphatmethode, 
Kosmos 1951, S. 169—173. — H. J a k o b , Die Bedeutung der Phosphatmethode 
für die Urgeschichte und die Bodenforschung. Wissenschaftliche Abhandlungen 
der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin 15 (1955), 
S. 67—85. — W. Lorch, Neue Methoden der Siedlungsgeschichte, Geogr. 
Zeitschr, 45, 1939. — Ders., Methodische Untersuchungen zur Wüstungsfor¬ 
schung, Jena 1939. 
147 W. v. Guy an, Beitrag zur Lokalisation einer Wüstlegung mit der Laktat¬ 
methode am Beispiel von Mogern, in: Geographica Helvetica 1952, S. 1—9. 
148 G. Niemeyer, C-14-Datierungen der Kulturlandschaftsgeschichte Nordwest¬ 
deutschlands, Braunschweig 1959, S. 87—120. 
149 W. Lorch, Die Mikroschürfung, eine neue Methode der Wüstungsforschung, 
in: Ztschr. f. Erdkunde 6, 1938, S. 177—184. 
150 H. Jäger, Entwicklungsperioden agrarer Siedlungsgebiete im mittleren 
Westdeutschland seit dem frühen 13. Jahrhundert, Würzburg 1958 (= Würz¬ 
burger Geographische Arbeiten, Heft 6). — Ders., Arbeitsanleitung für die 
Untersuchung von Wüstungen und Flurwüstungen, in: Ber. z. dtsch. Landes¬ 
kunde 12, 1953, S. 15—19. 
151 J. Lappe, Kirchen auf Wüstungen, in: ZRG, Kanonistische Abt. 1913/Bd. 3. 
152 Tilem. Stella, fol. 234 f. 
153 Ebda, fol. 234 f. 
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