lehrt, bedeutet. Muß doch das Sittliche für jegliches Bewußtsein
gleicherweise zutreffen, für alles menschliche Bewußtseins¬
wesen also das Glückseligkeitsmittel ein und dasselbe sein. Nun
aber finden wir in der Geschichte so mannigfache Versuche einer
Klugheitethik, so mannigfache Antworten auf die Frage „was
ist sittlich?“, die zum Teil schroff gegeneinanderstehen und
sich unentwegt auch gegeneinander behaupten, daß die Hoffnung,
eine Ethik als Wissenschaft auf diesem Wege zu gewinnen,
schwinden muß. Ist eigene Glückseligkeit Zweck jedes Wollens,
so ist es aussichtslos, nach einem Glückseligkeitsmittel, das
für alle menschlichen Bewußtseinseinswesen dasselbe wäre, also
jedem menschlichen Bewußtsein in jedem Fall die Glückselig¬
keit vermittele, zu suchen.
Man möchte nun entgegnen, daß dieTatsache größter Meinungs¬
verschiedenheit unter den Klugheitethikern noch keineswegs be¬
rechtige, die Klugheitethik als Wissenschaft zu verwerfen und
demgemäß die Behauptung zu vertreten, daß ein für jedes
menschliche Bewußtseinswesen in jedem Fall die Glückselig¬
keit herbeiführendes Mittel schlechtweg ein Hirngespinst sei.
Indem wir diesen Ein wand anerkennen, führen wir den anderen
und Hauptgrund ins Feld, weshalb wir die Klugheitethik als
Wissenschaft ablehnen müssen. Diese Ethik geht ja von der
Voraussetzung aus, daß jedes Wollen menschlichen Bewußtseins
die eigene Glückseligkeit als Zweck aufzuweisen habe; was
immer menschliches Bewußtsein sonst noch wolle, das wolle
es um seiner Glückseligkeit oder, was hier dasselbe sagt, um
seiner Lust willen. Die Klugheitethik kennt also nur immer
Eines, was Selbstzweck in all unserem Wollen ist, das ist die
Glückseligkeit oder Lust des betreffenden Bewußtseins, alles
Andere in unserem Wollen gelte nur als zu diesem Zweck ge¬
wolltes Mittel. Mit dieser Voraussetzung, daß, was wir immer
außer unserer Glückseligkeit (Lust) noch wollen, um unserer
Glückseligkeit willen wollen, steht und fällt die Klugheitethik.
Hätte sie Recht mit ihrer Voraussetzung, so würden wir in all
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