Full text: Grundlegung der Ethik als Wissenschaft

wußtsein in diesem Falle unklares Selbstbewußtsein aufweise, 
ansonst von dem besonderen Zweck des sittlichen Wollens, die 
wir die Veränderung von unklarem zu klarem Bewußtsein nennen, 
nicht die Rede sein kann. Und andererseits kommt dem Einzel¬ 
wesen, das als sittlich wollendes sich eins weiß mit dem anderen 
Bewußtsein, selber klares Selbstbewußtsein d. h. das „sich selbst 
als Geist oder Bewußtsein wissen“ zu. Indessen aber kann das sitt¬ 
lich wollende Bewußtsein in dem klaren Selbstbewußtsein sich 
einswissen mit einem anderen Bewußtsein, das unklares Selbstbe¬ 
wußtsein aufweist, denn Sicheinswissen heißt ja nicht sich eines 
d. i. dasselbe wie das andere Bewußtsein wissen. Vielmehr gerade 
unterschieden vom anderen muß sich dieses wollende Bewußt¬ 
sein wissen, und insbesondere als klares Bewußtsein vom unklaren 
Bewußtsein. Ohne Unlust gibt es aber nun für menschliches 
Bewußtsein kein Wollen, also ohne Unlust an dem Bewußtsein, 
mit dem sich menschliches Bewußtsein wesenseins weiß, für 
dieses kein sittliches Wollen. Hätte daher das Bewußtseins¬ 
wesen, mit dem sich menschliches Bewußtsein einsweiß, nicht 
unklaresSelbstbewußtsein aufzuweisen, an dem dieses in seinem 
klaren Selbstbewußt&ein d. i. sich selbst als Geist wissende Wesen, 
das sich mit jenem einsweiß, Unlust haben muß, so wäre eben 
die unabweisliche Bedingung für sittliches Wollen nicht erfüllt. 
Das sittliche Wollen hat zur notwendigen Voraussetzung klares 
Selbstbewußtsein des wollenden und unklares Selbstbewmßt- 
sein des anderen Geistes, so daß jener sich selbst als Geist (Be¬ 
wußtsein), dieser als menschlicher Leib oder als Mensch weiß, 
und dazu kommt als dritte Voraussetzung, daß der „andere“ Geist 
Wesenveränderung von Unklarheit zur Klarheit im Selbst¬ 
bewußtsein erfahren kann. 
Die Tatsache freilich, daß menschliches Bewußtsein, also 
geistiges Einzelwesen, in seinem Selbstbewußtsein sich als 
menschlichen Körper oder als Menschen „hat“, mag Ver¬ 
wunderung genug erregen; aber an ihr läßt sich doch nichts 
abdingen, und sie erklärt sich auch unschwer in dem einen 
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