Wollen, das sie als solches kennzeichnen sollen; „selbstlos“ als
verneinendes Wort sagt uns nur, daß das „Selbst“ bei diesem
Wollen irgendwie nicht in Frage komme; mit dem Worte
„Liebe“ wären wir schon besser daran, wenn dieses Wort ein¬
deutig durch unseren Sprachgebrauch liefe, aber es krankt an
Zweideutigkeit. Freilich darin stimmt doch der zwiefache Ge¬
brauch des Wortes „Liebe“ oder „lieben“ überein, daß es „Wis¬
sen“ bedeutet, Wissen jedoch nicht in dem Sinne von „Er¬
kennen“ oder „fraglos klar haben“, sondern im allgemeinsten
Sinne. Beiderlei Gebrauch setzt also als „Liebendes“ ein Be¬
wußtsein (Wissendes), und in der „Liebe“ handelt es sich stets
um ein besonderes Wissen dieses Einzelwesens.
In dem einen Falle nun bezeichnet „Liebe“ (lieben) so viel
wie „etwas als Lustbringendes, Lustquelle wissen“ und
zwar als Lustquelle für das Bewußtsein, das „liebt“. So
sagen wir „ich liebe dieses Haus, diese Gegend, diese Musik,
diesen Menschenschlag, diese Jugend, und in all diesen Fällen
bedeutet das „Geliebte“ eine Lustquelle für mich und
die „Liebe“ (das Lieben) das Wissen solcher Lustquelle. Wir
wollen diese Liebe als Liebe1 bezeichnen.
Die alte Übung, die Liebe ein Gefühl zu nennen, von der
Liebe also zu behaupten, sie sei eine zuständliche Bestimmtheit
der Seele, wird von den Tatsachen Lügen gestraft, wenigstens
soweit es Liebe1 betrifft: „ich liebe den Sonnenschein“ ist ein
wahrer Satz in dem Augenblicke, da mich die Sonne bescheint
und ich Freude (Lust) habe, aber es ist auch ein wahrer Satz
in dem Augenblicke, da ich im Regen stehe und Unlust habe.
Wäre Liebe1 ein Gefühl und käme Gefühl haben, Lust oder
Unlust haben, in dem Worte Liebe1 zum Ausdruck, so müßte
Liebe1 immer entweder Lust oder Unlust, könnte aber nicht
in dem einen Augenblick Lust, in dem anderen aber Unlust
bedeuten. Und wäre Liebe1 ein Lustgefühl, so wäre in dem
angeführten zweiten Fall zu Unrecht von „Sonnenschein lieben“
geredet: was doch sicherlich niemand Wort haben will. Liebe1
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7 Rehmke, Grundlegung der Ethik ela Wissenschaft.
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