liehe Bewußtsein, wann immer es will, Selbstbewußtsein hat
d. i. sich selbst weiß, keinen Abbruch.
Wenn nun aber der menschliche Geist als Wollendes sich
selbst weiß, so weiß er sich eben als wirkenwollendes
Wesen, wenn anders „wollen“ seine richtige Erläuterung in
dem „sich selbst ursächlich auf eine Veränderung beziehen“
gefunden hat. Wollen und „wirkenwollen“ sagen darum durch¬
aus ein und dasselbe, und „wirkenwollen“ ist ein überschüssiges
Wort für „wollen“ schlechtweg. Wann immer wir wollen,
wollen wir wirken; es bedeutet im „Wirkenwollen“ aber das
Wort „wirken“ nicht etwa das Gewollte, das, was wir wollen.
Diese Klarstellung nun, daß Wollen und Wirkenwollen das¬
selbe sagen, also im Worte „wollen“ schon der Hinweis auf
Wirken liegt, läßt wiederum ein besonderes Licht auf das
wollende Bewußtsein fallen, was für die Beantwortung der
Frage „was ist sittlich?“ von besonderer Bedeutung ist.
Wir kennen schon den Sinn des Wortes „wirken“, er heißt:
„Bedingungsein für die Veränderung eines anderen Einzelwe¬
sens.“1 2 Niemals wirkt etwas unmittelbar auf sich selbst, ge¬
schweige denn, daß es gar sich selbst wirke, was ja schon da¬
durch ausgeschlossen ist, daß das Wirkende der Wirkung vor¬
hergeht, somit etwas sich selbst vorhergehen müßte. Wirkendes
und Wirkungerfahrendes sind Wirkliches, das Wirkende aber
ist ein Wirkliches, das sich in der Wirklichkeit behauptet oder
durchsetzt, während das Wirkungerfahrende Wirkliches ist,
das Veränderung erfährt.
Wenn wir nun von wirkenden Einzelwesen reden, so wissen
wir sehr wohl, daß das die Veränderung des anderen Einzel¬
wesens Bedingende, also das „eigentlich“ Wirkende in allen
Fällen nicht das Einzelwesen als solches, von dem wir zwar
das Wirken aussagen, sondern ein zu diesem Einzelwesen ge¬
höriges Allgemeines ist; da dieses Allgemeine aber immer einem
1 Siehe Rehmke, „Die Willensfreiheit“, S. 3 ff, 8, 15.
2 Siehe Rehmke, „Philosophie als Grundwissenschaft“, S. 288.
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