nisten ab 1922, nachdem sich die Reste der USP mit der KP vereinigt hatten. 1932
brachten die Wahlen zum Landesrat den Kommunisten einen Stimmenanteil von
23,1 Prozent6.
Andere Parteigruppierungen fielen den vier Hauptparteien gegenüber kaum ins
Gewicht. Insbesondere fehlten starke Rechtsgruppen. Die DNVP reichte nicht im
geringsten an die Rolle der Deutsch-Saarländischen Volkspartei heran, und der
Rechtsradikalismus machte sich nach undurchsichtigen Anfängen 1923 und 19257
erst bei der Landesratswahl von 1932 mit der NSDAP bemerkbar, welche aller¬
dings mit einem Schlage mit zwei Sitzen so stark wie die DSVP wurde.
Fast unbedeutend blieben Parteien, die die französische Saarpolitik unterstützten.
Das Auftreten der „Saarländischen Arbeitsgemeinschaft“ blieb, wenn diese auch
2,7 Prozent der Stimmen bei der Landesratswahl 1924 erhielt, nur ein nie wieder¬
holter Versuch, Einfluß auf das politische Leben an der Saar im Gesamten zu
nehmen. Allerdings konnten die francophilen Parteigruppen noch bei den Kom¬
munalwahlen 1932 ein Mandat in einzelnen Orten, vor allem im Umkreis von
Saarlouis und Völklingen, gewinnen8.
Die bedeutenden Parteien ließen an ihrer Hinwendung zu Deutschland nie einen
Zweifel, wenn auch den verschiedenen Programmen gemäß die nationale Ein¬
stellung unterschiedlich geprägt war. Ohne daß irgendwelche ideellen Begründun¬
gen den Nationalgedanken besonders beeinflußten, vertrat die DSVP eine Haltung,
die manchmal durchaus dem Nationalismus nahe kam; dies erklärt die anfänglich
besonders starke Polemik der Partei gegen die Regierungskommission9. Dem¬
gegenüber wurde das Verhältnis des Zentrums zu Deutschland durch „eine aus¬
gesprochen theologische Begründung der Liebe zum Vaterland“10 11 bestimmt. Die
nationalen Bestrebungen des Zentrums konzentrierten sich auf den Kampf gegen
die Versuche, das Saargebiet von den Heimatdiözesen abzutrennen, und auf das
Eintreten für die konfessionelle Schule11. Die Sozialdemokratie richtete ihre
nationale Einstellung an der positiven Auffassung von Völkerbundsgedanke und
Demokratie aus. Ihre Mäßigung bei nationalen Manifestationen, vor allem nach
der Revision der Politik des Präsidenten Rault, war Folge dieser Überzeugungen.
Die KP des Saargebietes betonte zwar immer wieder durch ihren Internationalis¬
mus und Antikapitalismus den Unterschied zu den anderen Parteien, doch kol¬
lidierte sie in bezug auf den nationalen Gedanken kaum mit den anderen Parteien.
Dies bedeutete „letztlich nur eine radikale Übersteigerung der saarländischen
Positionen“12, wie die übrigen Parteien sie vertraten. Diese Übersteigerung wirkte
sich allerdings entscheidend bei der praktischen Zusammenarbeit aus. So bestand
zwar eine nationale Einheitsfront, jedoch wurde bei einzelnen innersaarländischen
Problemen eine einheitliche Auffassung nur von den anderen drei großen Parteien
vertreten.
6 Ebda., S. 190f.
7 Ebda., S. 251 ff.
8 Ebda., S. 202. Vgl. auch O s t w a 1 d , Paul, Der Freiheitskampf des deutschen Saar¬
landes, Leipzig 1933, S. 43.
9 Z e n n e r, Parteien, S. 175 und 177.
10 Ebda., S. 160.
11 Ebda., S. 155—160.
12 Ebda., S. 201.
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