Full text: Die nationalsozialistische Herrschaftsübernahme an der Saar

1. Zum Abstimmungskampf äußerte er sich dahin, daß das Mitte d. J. ver¬ 
lorene Terrain wiedergewonnen sei und daß der Hauptgegner fast nur noch aus 
marxistischen Elementen bestehe. Andererseits warnte er davor, die weitere Ent¬ 
wickelung bis zur effektiven Rückgliederung sich selbst zu überlassen. Er hält 
Überraschungen, wie etwa ein französisches Verlangen der Verquickung der 
Saar-Regelung mit der Abrüstung, nicht für ausgeschlossen. 
Für die Zeit vom 23. 12. bis 1. 1. will die Regierungskommission einen Burg¬ 
frieden im Abstimmungskampf vorsehen. 
2. Herr Bürckel ersuchte sodann im Hinblick auf die jetzt in Aussicht stehende 
Kürze der Zeit zwischen der Entscheidung des Völkerbundrats und der effek¬ 
tiven Rückgliederung (auch die Franzosen werden möglichst schnell abziehen 
wollen) um intensive Vorbereitung der zu erlassenden deutschen Gesetze seitens 
der einzelnen Ressorts. Es müsse unbedingt sichergestellt werden, daß mit dem 
Tage der effektiven Rückgliederung Rechtsprechung und Verwaltung sofort funk¬ 
tionieren. 
Hierzu teilte er mit, daß der Führer entschieden habe, daß das Saargebiet nicht 
wieder Preußen und Bayern, sondern alsbald Reichsgebiet werden solle. Die Ent¬ 
scheidung darüber, ob das Saargebiet als ein besonderer Reichsgau errichtet (was 
sich seiner vorläufigen Ansicht nach nicht empfehle) oder in einen ersten zu er¬ 
richtenden Reichsgau eingegliedert würde, würde der Führer voraussichtlich bin¬ 
nen kurzem treffen. 
Eine Diskussion fand nicht statt. Nur teilte der Vertreter des Reichsministeriums 
des Innern mit, daß den Ressorts zwecks Unterlage für ihre gesetzgeberischen 
Arbeiten in den nächsten Tagen ein von Regierungspräsident Dr. Saapen3 in 
Trier verfaßtes Buch „Recht und Verwaltung im Saargebiet“* 1 zugehen würde. 
gez. Litter 
15. 
Koblenz, 1934 Dezember 24 
Der Oberpräsident der Rheinprovinz an den Staatssekretär im Preußischen Innen¬ 
ministerium. 
Geheimes Staatsarchiv der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Rep. 77 Nr. 36. — 1 Bl. 
DIN-A-4. 1 S. beschr. Bericht, beh. Ausfertigung. Sichtvermerk und ZdA-Verfügung. 
Sehr verehrter Herr Staatssekretär! 
Der Landrat Vogeler in Saarbrücken teilte mir gestern Abend mit, daß in Saar¬ 
kreisen verschiedentlich erzählt würde, in der letzten Besprechung von Vertretern 
des Saargebietes beim Führer am Montag, den 17. 12., habe der Führer dahin¬ 
a Verschrieben für „Saaßen“. 
1 Verfasser ist RR Westhoff. 
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