Full text: Die nationalsozialistische Herrschaftsübernahme an der Saar (6)

ausgeräumt. Das Auswärtige Amt erklärte sich daher bereit, der französischen 
Regierung eine Übersicht über den geplanten Aufbau der paramilitärischen 
Verbände, der Polizei und des Verkehrswesens im Saargebiet zu geben59. Hitler 
sprach sich aber gegen jede Zerstörung von Verkehrsanlagen aus60 *. Im Sinne 
der Planung des Auswärtigen Amts81 ergingen die Weisungen an die Botschaft 
in Paris für Verhandlungen über die Entmilitarisierung. Jede grundsätzliche 
Erörterung der Entmilitarisierung im Rheinland sollte vermieden werden62. 
Der französische Verhandlungspartner, der Chef der Völkerbundsabteilung am 
Quai d’Orsay, Massigli, versuchte, die Verlegung von SA, SS und Arbeitsdienst 
ins Saargebiet zu unterbinden63. Die deutsche Seite lehnte diese Forderung mit 
Erfolg rundweg ab64. Die Erklärung, die der deutsche Botschafter in Paris am 
28. Februar 1935 abgab65 *, konnte die paramilitärischen Verbände sogar un¬ 
erwähnt lassen. Die französische Erklärung vom gleichen Tag86 nahm jedoch 
darauf Bezug. Der französischen Regierung war es nicht gelungen, das Saar¬ 
gebiet nach der Rückgliederung einem besonderen Entmilitarisierungsstatus zu 
unterwerfen. Den Franzosen möchte man in der Entmilitarisierungsfrage kaum 
eine Verzögerungstaktik in bezug auf die Rückgliederung unterstellen. Vielmehr 
spricht aus ihrer Verhandlungstaktik in dieser Frage das tiefe Mißtrauen in die 
deutsche Aufrüstung. 
Verständlicherweise konnte Frankreich einen großen deutschen Abstimmungs¬ 
erfolg an der Saar kaum begrüßen. Daraus erklären sich seine Versuche bis 
zum Tode Barthous, die Abstimmung zwar nicht zu sabotieren, aber doch der 
massiven Einwirkung des Reichs entgegenzutreten, indem es auf die im Ver¬ 
sailler Vertrag vorgesehene Möglichkeit der Abstimmung für den Status quo 
aufmerksam machte. Eine Politik, die das Reich hingenommen hätte, war nur 
in Anlehnung an die deutsche Saarpolitik möglich. So aber kam die differen¬ 
zierte französische Haltung gerade recht, um einen auf die französische Saar¬ 
politik der zwanziger Jahre aufgebauten Popanz erfolgreich im Reich und im 
Saargebiet zu propagieren67. 
59 Ebda., Nrn. 447 und 448 sowie Drahterlaß des AA v. 22.1.35 an die Botschaft Paris: 
AA ... betr. Rückgliederung 1935, Bd. 1. 
co DGFP, C, Bd. 3, Nr. 456. 
61 Vgl. Aufzeichnungen des VLR Frohwein v. 18. u. 28.1.35: AA... betr. Rückgliede¬ 
rung 1935, Bd. 1 und 2. 
92 DGFP, C, Bd. 3, Nr. 462. 
cs Drahtbericht der Botschaft Paris v. 6.2.35: AA ... betr. Rückgliederung 1935, Bd. 2. 
84 Drahterlaß v. 8.2.35 an die Botschaft Paris und Bericht der Botschaft v. 26.2.35: 
ebda., Bd. 3 und 4. 
65 Vgl. SDN JO XVI 1935, S. 527. 
88 Vgl. Anm. 65. 
87 Vgl. auch Kunkel, SPD-Saar, S. 68. 
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