Reichsleitung der NSDAP vorsah22. Die Antwort Fricks23 ging kaum auf die
Beschwerden des Bischofs ein, machte keine Zusagen und enthielt versteckte
Vorwürfe gegen Katholiken, wenn auch die nationale Haltung Bornewassers
gelobt wurde. Bürckels Zusätze zur Antwort waren ganz außer Acht gelassen
worden, da sie selbst nach Ansicht der Reichskanzlei „in allen Punkten eine un¬
nötige Verschärfung“ hineinbrachten. Bürckel forderte nicht weniger als das
offene Eintreten Bornewassers für die Abstimmung für Deutschland24, so daß
dieser zum Werkzeug der deutschen Propaganda geworden wäre.
Bürckels Antwortentwurf war aber nur ein Teil seiner derzeitigen Bemühun¬
gen, für die nicht zuletzt die Haltung des Trierer Bischofs gegenüber der poli¬
tischen Betätigung von Geistlichen der Grund gewesen sein mag. In seinem
Schreiben vom 3. September 1934 an Bornewasser25 hatte Pacelli den Stand¬
punkt des Vatikans erläutert und Bornewassers Brief an Hitler zugestimmt.
Mag darin auch eine Ermutigung zum Verbot politischer Betätigung der Geist¬
lichen herauszulesen sein, so mahnte das Generalvikariat zunächst nur in Ein¬
zelschreiben offen für die Rückgliederung eintretende Pfarrer zur Mäßigung26.
Im Saargebiet gingen einzelne Geistliche weiter und forderten wegen der Aus¬
wirkungen der „billigen Rückgliederungspropaganda“ ein allgemeines Verbot
politischer Betätigung von Geistlichen27. Die Bischöfe von Trier und Speyer
erließen dieses Verbot erst am 12. November 1934 nach Rücksprache mit dem
apostolischen Visitator für das Saargebiet, Monsignore Panico28. Es berührte
nicht „die sittliche Pflicht der Liebe zum angestammten Volkstum“ und sollte,
nach Bornewassers eigenen Worten29, jeden katholischen Status-quo-Anhänger
selbst für seine Entscheidung verantwortlich machen. Bornewasser zögerte mit
dem Verbot so lange, weil er fürchtete, daß es als Behinderung der deutschen
Rückgliederungspropaganda interpretiert würde30. Wie aus den kritischen Stel¬
lungnahmen des Auswärtigen Amts31 hervorgeht, ging die Vermutung Borne¬
wassers keineswegs zu weit.
Wenn das Auswärtige Amt trotzdem die Zurückhaltung der Geistlichen bei der
Deutschen Front hinnahm, so mochte das an der günstigen Einschätzung der
Stimmung im Saargebiet32 liegen. Bürckel reagierte dagegen bedeutend schär¬
22 Sehr, der Abt. f. kulturellen Frieden v. 25.10.34 an die Reichskanzlei: ebda., Bl. 248ff.;
Verm. der Reichskanzlei v. Nov. 34: ebda., Bl. 387ff.; Sehr, des StS Lammers v.
26.11. 34 an RMdl Frick: ebda., Bl. 392.
23 Siehe Anm. 20.
24 Bürckels Antwortvorschläge {o. D.): BA R 431/255, Bl. 347f. u. dazu der Verm. der
Reichskanzlei v. Nov. 34: ebda., Bl. 388.
25 Abgedr. bei Z e n n e r , Parteien, Anl. 24, S. 410ff.
29 Verfg. dieser Art in: BistumsA Trier, Abt. 59 Nr. 39.
27 Eingabe versch. Geistlicher v. 5.10.34 an Schlich sowie Beschwerden über Geistliche
der Deutschen Front: ebda.
28 Müller, Hans, Katholische Kirche und Nationalsozialismus. Dokumente 1930-1935,
München 1963, Nr. 163, ferner: Bericht Bornewassers v. 28.11.34 an Panico: BistA
Trier, Abt. 59 Nr. 39.
29 Bericht Bornewassers v. 28.11.34 (Anm. 28).
30 Verfg. Bornewassers v. 8.10.34 an Schlich: BistumsA Trier, Abt. 59 Nr. 39.
31 Verm. Voigts v. 8.10.34, Sehr. Voigts v. 15.10.34 an Botschaftsrat Klee (Vatikan):
AA ... betr. Kirchl. Fragen, Bd. 5; Aufzeichnung des LR Braun v. Stumm v. 12.10.34:
AA II Vatikan betr. Saargebiet, Bd. 1.
32 Vgl. Aufzeichng. des LR Braun v. Stumm v. 14.10.34 (BA R 431/255, Bl. 228ff.), die
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