abzuwarten279. Dieser Kundschaft schien es nach Kriegsbeginn ratsam, ihre Pa¬
piere von der Bank verwahren zu lassen, da ein späterer Eigentumsnachweis bes¬
ser durch die Bank oder durch die Einreichungsquittung geführt werden konnte.
Die zu entrichtenden Depotgebühren waren zwar für die Bank ein willkommener
Ertrag, jedoch war mit dem Ausfüllen genauer Quittungen mit Angabe der Nomi¬
nalbeträge, Effektengattungen, Litteras und Nummern, anhängenden Kupons so¬
wie Eintragung in das Effekten-Ein- und Ausgangsbuch eine starke Arbeitsbela¬
stung des sowieso durch den Kriegsausbruch reduzierten Personals verbunden280.
Sehr deutlich charakterisiert die Aufwands- und Ertragsrechnung die Situation der
Filiale während des Ersten Weltkrieges. Den beständigsten Ertrag brachte das Pro¬
visionskonto281. Anders verhielt es sich mit dem Zinsenkonto, das entsprechend
der Relation zwischen Soll- und Habenzinsen starken Schwankungen unterlag und
1919 einen Verlust auswies, da die hereingenommenen Gelder (83 Millionen
Mark) nicht nutzbringend verwendet werden konnten, vielmehr für geringe Zin¬
sen bei anderen Banken (11 Millionen Mark) angelegt oder der Kundschaft
(28 Millionen Mark) als billiger Kredit ausgeliehen werden mußten. Zudem mußte
der Rest von 32 Millionen Mark zinslos als Barbestand in der Kasse gehalten
werden282. Die Erträge aus dem Wechseldiskont verringerten sich entsprechend
dem Rückgang im Wechselgeschäft. Die Verluste im Devisengeschäft sind kenn¬
zeichnend für die zweite Hälfte des Krieges, da gewisse Devisenforderungen in¬
folge der Kriegsumstände nicht mehr eingebracht werden konnten.
Den größten Betrag verzeichneten auf der Aufwandsseite der Gewinn- und Ver¬
lustrechnung die Gehälter, wobei die Steigerung nach 1917 einmal auf den
wachsenden Personalbestand (über 100), zum anderen aber auch auf die erhöhten
Gehaltszahlungen infolge der Preissteigerung zurückzuführen war. Die übrigen
Positionen bedürfen keiner Erläuterung, da sie sich nicht wesentlich änderten.
Wurden in den Jahren 1914 bis 1917 gute Gewinne erzielt, so sank der Gewinn
1918 auf einen sehr niedrigen Stand, was durch die geringen Diskonterträge und
die Verluste im Devisen- und Sortenhandel erklärt werden kann. Die hohen Ge¬
winne ab 1919 müssen bereits unter dem Aspekt der Geldentwertung betrachtet
werden.
3. Die Deutsche Bank Filiale Saarbrücken während der Völkerbunds¬
regierung im Saargebiet von 1919 bis 1935
a) Die wirtschaftlichen Veränderungen im Saargebiet infolge des Versailler Vertrages
Es würde zu weit führen, die wirtschaftlichen Veränderungen nach dem verlore¬
nen Weltkrieg in ihrer Gesamtheit darzulegen. Es sollen daher lediglich jene ent¬
279 ASKB-BMB-D-1, Bi. 14
280 Louis Lazard und Karl Gustav Meyer, die beiden Direktoren der Filiale, mußten
bereits in den ersten Tagen der Mobilmachung einrücken. Ferner mußte eine Anzahl
weiterer Angestellten bereits in den ersten Monaten nach Kriegsausbruch ihrem
Stellungsbefehl Folge leisten. Einige Lehrlinge meldeten sich zudem als Kriegs¬
freiwillige (ASKB-BMB-D-1, Bl. 14).
281 Vgl. Anlage 9.
282 Vgl. Anlage 8.
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