märkischen Raum rief ein Kreditbedürfnis hervor, das von einem lokalen Bankier
mit begrenzten Mitteln kaum hätte bewältigt werden können. Vor allem war ein
Bankhaus nötig, das neben den übrigen ins Bankfach fallenden Geschäften eine
kräftige Stütze bei Emissionen und im Außenhandel bot. Ferner galt als oberster
Grundsatz für die neue Aktienbank die Pflege des Kontokorrentkredites, der den
Industrieunternehmungen stärkere Bewegungsfreiheit erlaubt als der starre Dis¬
kont- und Lombardkredit. Bereits 1872 hatte die Bergbank über die Provinzial-
Diskonto-Gesellschaft in Berlin bei zweien von dieser Gesellschaft begründeten
Instituten eine feste kommanditarische Beteiligung genommen, mußte diese jedoch
zwei Jahre später mit erheblichem Verlust zurückziehen. Ab 1874 begann die
Bergbank mit der Errichtung von Filialen, indem sie kleinere Privatbankhäuser
übernahm. Hierbei ging sie so vor, daß der Eigentümer durch Bergbankaktien
entschädigt und als leitender Direktor bei der neuen Filiale eingestellt wurde. 1874
konnte in Elberfeld das Bankhaus Baum, Boeddinghaus 6c Co. und die aus diesem
hervorgegangenene Düsseldorfer Zweiganstalt, die Elberfelder Diskonto- und
Wechselbank, übernommen werden. Die folgenden Jahre der Entwicklung waren
dem systematischen inneren Aufbau und der Konsolidierung der Bank gewidmet.
Erst ab 1885 wurden weitere Firmen übernommen oder kommanditiert. Im letz¬
ten Jahr ihres Bestehens, 1913, hatte die Bergisch Märkische Bank 28 Privatbank¬
häuser in fast allen westlichen Gebieten Deutschlands übernommen. Das 1871 zu
40 °/o eingezahlte Grundkapital reichte in den ersten Monaten des ersten Ge¬
schäftsjahres infolge der günstigen Entwicklung von Handel und Industrie nicht
aus, um die Kreditansprüche der Kundschaft zufriedenzustellen. Im Juli wurden
daher noch weitere 20 °/o eingefordert, so daß nun 2,7 Millionen Taler (= 8,1
Millionen Mark) tätig eingesetzt werden konnten. Die geplante Kapitalerhöhung
auf 8 Millionen Taler führte die Hauptversammlung jedoch infolge der den
„Gründerjahren“ folgenden Wirtschaftskrise nicht durch. Diese Wirtschafts¬
krise zwang die Bergbank 1876 die mit 60fl/o eingezahlten Interimsscheine durch
Zusammenlegung im Verhältnis 5:3 in Vollaktien zu verwandeln, sowie darüber
hinaus durch Rückkauf von Aktien beziehungsweise Interimsscheinen (nicht
teurer als zum Berliner Kurs von 80 %) das Aktienkapital auf 6 Millionen Mark
zu reduzieren. Das niedrige Reservekonto wurde nach 1876 (100 000 Mark) in¬
folge der bitteren Erfahrung der letzten Jahre 1877 durch die Hälfte des Rein¬
gewinnes auf 380 000 Mark erhöht173. Im Jahre 1880 beschloß die Hauptver¬
sammlung eine Kapitalerhöhung auf 10,8 Millionen Mark und 1885 auf 15 Mil¬
lionen Mark. Dem Kapital stand ein Reservefond von 1,5 Millionen Mark gegen¬
über. 1889 brachte eine weitere Kapitalerhöhung den Stand von 20 Millionen
Mark. Das Reservekonto stieg auf 2,5 Millionen Mark. Somit betrug das Verhält¬
nis von Kapital zu Reserven 8:1. Bis 1900 stieg das Kapital auf 50 Millionen
Mark mit 15 Millionen Mark Reserven, 1913 erreichte es 80 Millionen Mark mit
24,5 Millionen Mark Reserven.
1897 ging die Bergbank mit der Deutschen Bank in Berlin eine Interessengemein¬
schaft ein, um am Berliner Börsenplatz direkt vertreten zu sein, ohne jedoch eine
173 ASKB-BMB-D-1, Bl. 14.
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